Full text: Deutsche Geschichte (Teil 2)

20 ?. Vom Heer- und Kriegswesen der Germanen. 
Kriegerische Namen. Die Wortstämme, die in den zahlreichen, in der 
Regel zusammengesetzten Namen stecken, bedeuten Krieg (hilt, gunt, hadu, Hilde¬ 
brand, Hilderich, Hildegund, Gunther. Hadwig), Grimm und Kampfesmut 
(kalt, muot, grim, Hunibald, Hartmut, Jsangrim), Rüstung und Waffen 
(heim, ger, brant, lint, schild, Wilhelm, Gernot, Gertrud, Hadubrand, Gerlind), 
Heer (heri, Hermann, Gieselher), Sieg (sign, Sigimund, Sigund. Sigelind u. a.). 
Von frühester Jugend an wurde der germanische Knabe zum 
Krieger herangezogen. Unter körperlichen Hebungen, wie Laufen. 
Springen, Ringen, Reiten und Schwimmen, und unter Hebungen im 
Gebrauch der Waffen, namentlich des Speers, wuchs der Knabe heran. 
Zu den liebsten Wettspielen gehörte der Schwerttanz, bei dem die 
Jünglinge nackt zwischen aufgepflanzten scharfen Schwertern hindurch- 
sprangen. Das Lob der erwachsenen Zuschauer war der Sieger Lohn. 
War der junge Germane herangewachsen, so übergab ihm in feierlicher 
Volksversammlung ein Fürst oder der eigene Vater Schild und Speer 
und stellte ihn der Versammlung vor. Damit war er „wehrhaft" und 
ein vollgültiger Volksgenosse. 
b. Die Bewaffnung. Die gewöhnliche Waffe des Germanen 
war die Framea, ein kurzer Speer mit einer schmalen und kurzen 
Eisenspitze, gleichgeeignet zum Wurf, wie zum Stoßen im Nahkampf. 
Neben den kurzen gab es auch, jedoch seltener, sehr lange Lanzen; 
nur die vorderste Linie in der Schlachtordnung war damit bewaffnet. 
Nicht jeder Krieger trug ein Schwert; aber den Schild als Schutz- 
Waffe führte jeder Germane. Ihn zu verlieren war die größte Schmach 
Des tapferen Mannes. Der Schild war aus Lindenbrettern oder Weiden- 
gestecht hergestellt, mit Leder überzogen und am Rande mit Metall 
beschlagen. Der Schild war viereckig und so groß, daß sich der ganze 
Mann damit gegen Wurf und Hieb decken konnte. Helm und Panzer 
hatten nur wenige: mit bloßer Brust, fast nackt stürzten sich die Ger- 
märten in den Kampf. Oft trugen sie als Kopfbedeckung die Schädelhaut 
eines wilden Tieres, an der sich noch die Hörner und Ohren befanden. 
Doch geschah dies mehr, um sich ein schreckliches Ansehen zu geben, 
als zum Schutze. — Die Waffen waren die größte Zierde und steten 
Begleiter des freien Germanen; mit ihnen ging er zu Tische, in die 
Volksversammlung und vor Gericht; sie folgten ihm auch ins Grab. 
2. Der Heerbann. Alle freien Männer einer Völkerschaft bildeten 
in Kriegszeiten ein einheitliches Heer, den Heerbann. Jeder Waffen¬ 
fähige war wehrpflichtig. Hnfreie, Schwächliche und solche Freie, die 
durch schmähliche Handlungen ehrlos geworden waren, gehörten nicht 
zum Heere. Drohte dem Volke Gefahr oder sollte ein Zug in Feindes 
Land unternommen werden, so wurde zu den Waffen gerufen. Ein 
Bote trug dann den Heerpfeil als Zeichen des Aufgebots von Dorf 
zu Dorf, von Hof zu Hof. In Fällen dringender Gefahr rief das 
Landgeschrei unmittelbar zu den Waffen. Die Hundertschaften 
sammelten sich auf ihrer Mahlstatt, wenn irgend möglich zur Zeit des 
Voll- oder Neumondes, und trafen dann mit den Kriegern der anderen 
Hundertschaften an einer bestimmten Stelle zusammen. Hier wurde 
aus der Reihe der angesehensten Edelinge der Führer erwählt und als 
Herzog auf den Schild erhoben. Er legte den Bann oder Frieden
	        
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