Napoleons Zug nach Ägypten. Der zweite Koalitionskrieg. 79
übergab durch einen Vertrag Ägypten den Engländern, die (1800) auch Malta 1801
erobert hatten, und kehrte mit der Armee und den erbeuteten Schätzen der Kunst mx*
und Wissenschaft auf englischen Schiffen nach Frankreich zurück.
d) Der zweite Koalitionskrieg (1799—1801/02), der Sturz des Direktoriums in
Frankreich (1799) und die Umwälzung der Besitzverhältnisse in Deutschland
(1803).
Die Ursachen des Krieges. Die übermütig gewordenen französischen Republi¬
kaner setzten die Errichtung von „Tochterrepubliken" fort. So wurde der Kirchenstaat
in eine Römische Republik umge^anbelt mTPapst Pius VI. gefangen nach Frank- 1798
reich geführt. Wenige Wochen später verwandelte man die Schweizer Eidgenossen- 3e6r-
schast in eine einheitliche Helvetische Republik, die Genf an Frankreich abtrat; März
ebenso rissen die Franzosen Piemont an sodaß der König von Sardinien auf
die gleichnamige Insel beschränkt war. Daraufhin entstand eine neue Koalition, 1798/99
der außer England und der Türkei, die ohnehin schon im Kriegszustände mit
Frankreich waren, noch Österreich, Neapel und Rußlands beitraten.
Die süddeutschen Staaten schlossen sich der Koalition an; Preußen jedoch, wo seit
1797 Friedrich Wilhelm III. regierte, blieb neutral. — Der König von Neapel, der
den Krieg durch einen Einfall in die Römische Republik voreilig eröffnete, mußte
nach Sizilien fliehen, worauf sein festländisches Gebiet in die Parlhenopeische 1799
(Neapolitanische) Republik verwandelt wurde. — Etwa gleichzeitig überschritten 3<m.
die Franzosen den Rhein und drangen in Deutschland ein. — Nach dem Ausbruch
des Krieges löste sich der Rastatter Kongreß auf; die heimkehrenden April
französischen Gesandten wurden von österreichischen Husaren überfallen und ge¬
tötet; nur einer der Gesandten entkam.
Der Verlauf des Krieges. Ein österreichisch-deutsches Heer unter dem
Erzherzog Karl sollte die Franzosen aus Deutschland und der Schweiz
vertreiben; ein österreichisch-russisches Bundesheer unter dem österreichischen
General Kray und dem russischen Feldmarschall Suwörow die alten Zu¬
stände in Italien wiederherstellen. Anfangs waren die Verbündeten im
Vorteil. Er^berroa Karl besiegte den nach Süddeutschland vor¬
gerückten Jourdan in mehreren Gefechten, so bei Stoüach (nordwestl. 1799
vom Bodensee) und drängte ihn über den Rhein zurück. Dann wandte 5Dlar8
sich Erzherzog Karl nach der Schweiz und vertrieb durch den Sieg
bei Zürich die Franzosen unter n a aus der östlichen Schweiz. Juni
Mitklettveile hatte auch das österreichisch-russische Bundesheer in Ober¬
italien die Franzosen wiederholt geschlagen, zuletzt bei Novi (nordwestl. Aug.
v. Genua). Mit Mühe hielten sich die Franzosen noch in Genua; ihre
staatlichen Schöpfungen in Italien brachen zusammen.
Nun machte eine Änderung des Kriegsplanes der Verbündeten alle ihre Er¬
folge zunichte. Suwörow, der eben Genua angriff, sollte in die Schweiz, Erzher¬
zog Karl an den Mittelrhein ziehen. Suwörow gehorchte widerwillig, überstieg
x) Ter überspannte Zar Paul I. (1796—1801), der Sohn Katharinas II., hatte
die Großmeisterwürde des Malteserordens angenommen und sah deshalb in der Wegnahme
Maltas durch Napoleon einen Anlaß zum Krieg.