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Bürgerkunde.
B-deu 7. Bedeutung des Weltverkehrs für Deutschland. Die Beteiligung am
Weltverkehr ist für Deutschlands Wohlstand ebenso nützlich als notwendig.
Verkehrs. Tmrchihn wird das wirtschaftliche Leben stetiger; die Preise der Waren, nament-
lich für Lebensmittel, sind nicht so großen Schwankungen unterworfen wie
früher. Eine Mißernte ruft jetzt selten eine Hungersnot hervor, da genügende
Mengen Nahrungsmittel durch den Welthandel herbeigeführt werden können.
Die deutsche Industrie findet durch die Beteiligung am Weltverkehr reiche
Absatzgebiete für ihre Produkte. Dies aber kommt nicht zuletzt dem dentschen
Arbeiter zugute. Angebot und Nachfrage sind größer, und die Arbeiter
bleiben länger in ihren Stellungen und verdienen höhere Löhne.
Nowen- Die Notwendigkeit der Teilnahme Deutschlands an der Weltwirtschaft
blb!sü beruht auf der Tatsache, daß der deutsche Boden für das deutsche Volk zu
Verkehrs, klein geworden ist. Die 65 Mill. Einwohner könnten sich, wenn Deutschland
auf seine eignen Hilfsquellen angewiesen wäre, nur in der notdürftigsten Weise
ernähren, kleiden und hausen. Zur Befriedigung des Bedarfs an Getreide,
tierischen Erzeugnissen, Holz usw. reichen die vorhandenen Bodenflächen nicht
ans. So ist das deutsche Volk für seine dringendstenLebensbedürsnisse angewiesen,
über seine Grenzen hinauszugreifen. Mit Hilfe des Weltverkehrs versügt Deutsch-
land über die Erzeugnisse weiter Strecken in Rußland, Nord- und Südamerika,
Südafrika, Australien nfw. Dort sind Getreidefelder, Plantagen, Forsten, in und
auf denen Fremde bemüht sind, sür die Ernährung, Bekleidung und Behausung
eines großen Teiles des deutschen Volkes zu arbeiten. Der Wohlstand des
deutschen Volkes ist seit der Beteiligung am Weltverkehr wesentlich gestiegen.
Das zeigen vor allem die Einlagen unserer Sparkassen. Auf jeden Ein-
leger sielen in Preußen im Jahre 1908/09 = 808 M. Das zeigen weiter die
gesundern Wohnungsverhältnisse, die besser'e Lebenshaltung und
vor allem die Abnahme der Auswanderungen. Während im Jahre 1882
etwa 220000 Deutsche auswanderten, betrug ihre Zahl 1907 nur 20000.
Dagegen wanderten viele Fremde nach Deutschland ein, um in nnserm
Vaterlande Arbeit und Verdienst zu finden, im Jahre 1905 nahezu 100 000.
So steht das Deutsche Reich heute da als eine mächtig gebietende
Macht im Wirtschaftsleben der gesamten Welt! Als getreuer Eckart
hütet Kaiser Wilhelm II. die nationalen Güter. Er ist der weitschauende
Förderer unsrer Landwirtschaft und Industrie, unfres Handels und Verkehrs,
unsrer Kolonien und vor allem unsrer Wehrkraft. Deutschland hat durch das
schnelle und glänzende Aufblühen seines gesamten Wirtschaftslebens den Neid
andrer Nationen erregt. Darum ist eine Hauptbedingung für das Weiter-
gedeihen unsrer Volkswohlfahrt ein starkes Heer und eine machtgebietende
Flotte. Für jeden Deutschen aber besteht die heilige nationale Pflicht, die
alten deutschen Tugenden der Vaterlandsliebe und Gottesfurcht, der
Ehrlichkeit und Treue, der Sittenstrenge und Arbeitsamkeit als die höchsten
Güter zu bewahren und zu vererben.
„Nimmer wird das Reich zerstöret,
Wenn ihr einig seid und treu!"
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.