E. Das neue Deutsche Reich.
1. Die äußere Politik des Deutschen Reiches.
1. Das Dreikaiserbündnis. Nach der Gründung des Deutschen
Reiches war des Kaisers Sorge auf die Erhaltung des europäischen
Friedens gerichtet. Die Republik Frankreich, die überraschend schnell
die Kriegskosten gezahlt hatte, wollte durch einen erneuten Krieg Elsaß-
Lothringen wiedergewinnen. Um diesen Rachegedanken ein Gegengewicht
entgegenzustellen, schlössen das Deutsche Reich, Österreich und Rußland
das Dreikaiserbündnis. Dreikaiser-
bündms.
2. Der Russisch-Türkische Krieg, 1877—1878. Bald aber trat
durch die orientalische Frage eine Entfremdung zwischen Rußland und
Preußen ein. In Bosnien, der Herzegowina und Bulgarien, die unter
türkischer Herrschaft standen, begannen im Jahre 1875 Aufstände, um die HSt
türkische Oberhoheit abzuschütteln. Rußland begünstigte diese und der-
langte von der Türkei die Einführung von Reformen. Da dieses Ver-
langen ergebnislos blieb, erklärten Rußland und Rumänien der Pforte
1877 den Krieg. Die Russen nahmen Plewna in Bulgarien und er- Plewna.
zwangen den Durchzug durch den Schipkapaß des Balkangebirges. So
stand ihnen der Weg nach Konstantinopel offen. Nun mischten sich die
Engländer ein. Sie erschienen mit einer starken Flotte an den Dar-
danellen und erklärten, sobald ein russisches Kreuz auf der Hagia Sophia
erscheine, würden sie auf die Russen schießen. Auch Österreich erhob
Einspruch. Dadurch kam ein vorläufiger Friede zu San (Stefano@^ie|eteE,0
(südlich von Konstantinopel am Marmarameer) zustande; aber die Ent-^ 1878.
scheidnng wurde einem Kongreß der europäischen Großmächte vorbehalten.
3. Der Berliner Kongreß. In Berlin trat der Kongreß zusammen.
Fürst Bismarck führte den Vorsitz. Rumänien und Bulgarien wurden
als unabhängige Staaten zwischen Rußland und die Türkei gestellt.
Bulgarien blieb der Türkei vorläufig tributpflichtig. Montenegro und
Serbien wurden ebenfalls unabhängig von der Türkei. Bosnien und die
Herzegowina wurden der österreichischen Verwaltung überwiesen,
Thessalien und Epirus an das Königreich Griechenland abgetreten. Der
Türkei verblieben in Europa nur noch die Provinzen Albanien, Rnmelien
und Mazedonien. Die Fürsten von Rumänien, Serbien, Bulgarien und
Montenegro haben später den Königstitel angenommen.