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Das Frankenreich.
Tänbetuf= Kaum aber hatte Karl ihnen den Rücken gekehrt, so fielen sie wieder
ab, zerstörten die Zwingburgen, die Karl angelegt hatte, und fielen der-
heerend in die fränkischen Grenzlande ein. Sofort erschien Karl wieder und
unterdrückte den Aufstand. So wiederholten sich Strafgericht und schein-
bare Unterwerfung fünfmal. Endlich glaubte Karl, die Unterwerfung und
Bekehrung sei eine endgültige. Er lud die sächsischen Häupter und Vor-
PaKorn"nehmen auf einen Reichstag nach Paderborn. Sie gelobten Gehorsam
und Annahme des Christentums. Nun führte Karl die fränkische Gau-
Verfassung und Heeresfolge ein, ließ Kirchen und Klöster errichten
und das Evangelium verkünden. Da kein Staatsland vorhanden war,
das Karl der Geistlichkeit hätte zuweisen können, so gebot er, den zehnten
Teil der Feldfrüchte an die Geistlichen, Kirchen und Klöster zu entrichten.
Unzufneden- Diese Maßnahmen waren den Sachsen besonders zuwider. In ihren Augen
waren die Priester habsüchtige Leute und ihre Religion, die die Liebe
predigte, aber mit Feuer und Schwert wütete, falsch und unwahr. Un-
vereinbar mit ihrer Würde hielten sie es, daß nach dem Tode jeder
Unterschied zwischen ihnen und ihren Sklaven aufhören solle und sie in
dem nämlichen Himmel zu gleicher Freude vereinigt sein sollten. Uner-
träglich war ihnen auch, daß sie eine Beleidigung nicht mehr rächen,
sondern deren Bestrafung dem Richter überlassen sollten.
Allenthalben gärte es im ganzen Sachsenlande. Die Flamme des
Aufruhrs loderte empor, als nach Karls Anordnung der sächsische Heer-
bann das Frankenheer gegen die Slawen auf dem rechten Elbufer unter-
stützen sollte. Der fränkische Heerhaufe wurde am Süntel überfallen
und fast völlig vernichtet. Karl war über diesen Treubruch furchtbar
ergrimmt. Er brach sofort auf, verwüstete das ganze Sachsenland und
ließ die Schuldigen in Verden hinrichten; es sollen 4500 Mann gewesen
'Ausstand" fe^n- Die Folge dieser Bluttat war ein allgemeiner Aufstand der
Sachsen, denen sich die Friesen anschlössen. Mehrere blutige Schlachten
wurden geschlagen. Endlich trugen Karls Waffen an der Hase einen
eutscheidenden Sieg davou. Der Widerstand der Sachsen war gebrochen.
Nach zwei Jahren erschien der Hauptführer der Sachsen, Herzog Widu-
find, vor König Karl und ließ sich taufen (785).
^Kämpf?" In den spätem Jahren entstanden immer wieder vereinzelte Auf-
stünde, namentlich in den nördlichen Sachsengauen, die die Unterstützung
der Friesen und Dänen fanden. Da griff Karl zu einer harten Maß-
reget Viele Tausende von sächsischen Familien mußten mit Weib und
Kind die heimatliche Erde verlassen und sich in Franken ansiedeln. Da-
mals entstanden im Frankenlande die Orte Lützelsachsen, Sachsenburg
und Sachsenhausen. An die Stelle der ausgewanderten Sachsen ver-
pflanzte Karl zahlreiche fränkische Familien. Mit dem Jahre 804 war
die Unterwerfung der Sachsen endgültig durchgeführt.