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Afrika.
große Reiterschaaren ins Feld. Sie fertigen viel blaugestreifte Leinewandzeuge, so¬
genannte Kano- oder Sudünstoffe. Durch den großen Verkehr hat sich die Hausa-
Sprache weit im Sudan verbreitet. Sokoto, 20.000 E., a. Rima oder Kebbi,
ehemals die Hauptstadt. — 15 M. davon die jetzige Hauptstadt Wurno, 12.000 E.,
an demselben Fluß. — Kano, 30.000 E., blühende Handelsstadt in ungesunder
Gegend.
Nach S.O. gehören noch dazu weite, fruchtbare, gut cultivirte Ebenen.
§ 219. 5) An der S.Westseite des Tsad-Sees liegt Bornu mit 5 Mill.
Bew., sumpfig, aber fruchtbar; es liefert ausgezeichnete Baumwolle und Indigo.
Kukaua (nicht Kuka), 8000 E., unfern des Tsad-Sees, ist Residenz des Schekh.
— Ngornu, 30.000 E., am Tsad-See, eine Handelsstadt.
6) Südöstlich vom Tsad-See liegt Baghirmi, ein ansehnlicher Staat, aber
fast ganz unbekannt.
7) Nordöstlich davon liegt Wadai; dieses, nebst Bornu und Dar Für sind
die mächtigsten Staaten im Sudan. Das Land, ohne große Stadt, ist eben, meist
fruchtbar, gegen Osten hin aber Wüste; Palmen, nutzbare Kräuter, Wassermelo¬
nen u. s. w. wachsen überall. Haupt-Handelsgegenstand sind Sklaven.
8) Dar Für (d. h. Land Für), ein kleinerer Staat als der vorige. Durch
eine breite Waldwüste wird er von Kordosan getrennt; der Boden ist zum Theil
nackter Granitfels in einer sehr zerrissenen Gebirgskette, zum Theil Steppe und
frucbtbares Hügelland. Die 5 Mill. Bewohner äthiopischer Rasse sind mohamme¬
danischer Religion und treiben bedeutenden Handel. Das Land ist ein Haupt¬
goldmarkt.
§ 220. Am West-Abhang von Hoch-Sudan wohnen Neger-Völker in den
herrlichen Gegenden Sene gambi ens. Man erntet am Senegal ohne Pflege
des Bodens das 200te Korn. Reiß wird viel gebaut und viel Viehzucht getrie¬
ben. Zeuge, Matten, Körbe, Leder und Eisenwaaren fabriciren die Mandingos
und Fulahs ausgezeichnet. Zn den 24 Landschaften Senegambiens gehören Bam-
buk, Fulahdu, Manding, Futa-Dhiallon. Franzosen, Engländer und Portugiesen
haben hier wichtige Besitzungen.
Die Colonie Sierra Leone ist durch die von Clarkson in England gestif¬
tete afrikanische Gesellschaft 1787 angelegt. Stadt Freetown (Frihtaun), und
mehrere andere Orte. 42.000 Bewohner, freie und freigelassene Neger, die in
zahlreichen Schulen Ausbildung erhalten. 250 Europäer. — An der Pfefferküste
gründeten Nord-Amerikaner 1820 eine Republik, die freie Neger-Colonie Liberia,
mit 19.000 schwarzen, civilisirten, im Ganzen wohl mit 250.000 Bew., und der
Hauptstadt Monrovia, 2000 E., 450 IIM. 3000 Neger gehörten 1840 zur
Republik; sie erhalten hier Ausbildung und helfen die Civilisation weiter verbreiten.
§ 221. Die Assiantis, gewöhnlich geschrieben Aschantis, etwa 4^ Mill.
in vielen großen Ortschaften, und die Dahomeer ('/g des ersteren Landes mit
der Bewohnerzahl) bilden die beiden bekanntesten Staaten Nord-Guineas;
außerdem gibt es aber noch eine Menge von kleinen Staaten, in denen ebenso
Gesetzlosigkeit, Grausamkeit und Unruhe herrschen. Die Religion ist hier ein
Fetischismus, d. h. die Verehrung beliebiger werthloser, von den Zauberern geweih¬
ter Gegenstände, wie z. B. ein Topf, ein Strohwisch rc., denn die Bevölkerung
glaubt an Zauberei. Dieser Glaube verlangt ungeheure Menschenopfer. Aber
der Mohammedanismus hat auch hier Fuß gefaßt und breitet sich weiter aus, und
zu seinem Gefolge gehört eine etwas höhere Cultur. Die Bevölkerung treibt
hauptsächlich Feldbau und bei der großen Bodenfeuchtigkeit namentlich Reißbau.
Die irdenen Gefäße, die Goldarbeiten und Zeuge, auch Seidenstoffe der Aschantis
und Dahomeer sind ausgezeichnet.
Hauptstadt der Aschantis ist Kumassi, vielleicht 70.000 E. _— Hauptstadt
von Dahoms ist Abome, und der Haupthafen Whyda (spr. Weida), 25.000 E.
Im Nigerdelta liegt Bonny, ein Haufe elender Hütten, mit großem Palm-