17. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 und 1871.
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Am 28. Januar wurde endlich ein Waffenstillstand unter folgenden
Bedingungen abgeschlossen: Die Pariser Forts werden den deutschen
Truppen eingeräumt, sämtliche Truppen in Paris sind kriegsgefangen.
Paris darf sich verpflegen, muß aber 200 Millionen Franken Kriegs¬
steuern zahlen. 30 000 deutsche Krieger ziehen in die Stadt ein. Die
eiligst einberufene französische Nationalversammlung nahm die von König
Wilhelm gestellten Friedensbedingungen an. Die wichtigsten waren
folgende zwei: 1. das Elsaß ausschließlich Belsort, eiu Fünftel von
Lothringen einschließlich Metz und Dudenhofen kommt zu Deutschland,-
2. Deutschland erhält fünf Milliarden Franken (4000 Millionen Mark)
Kriegsentschädigung, bis zu deren Abzahlung deutsche Truppen einen
Teil des französischen Landes besetzt halten.
e) Die Kommune. In Paris herrschten nach dem Waffenstill-
stände schlimme Zustände. Mehrere hunderttausend Arbeiter, die in der
Nationalgarde gedient hatten und deshalb bewaffnet waren, bemächtigten
sich einer Anzahl von Kanonen, besetzten das Stadthaus und wählten
aus ihrer Mitte eine neue Regierung, die Kommune. In ihrem
Namen wurden Schätze und Nahrungsmittel von bewaffneten Männern
aus den Hänsern geraubt, der Erzbischos von Paris verhaftet, der Gottes-
dienst geschlossen, die Kirchen geplündert und alle Männer vom 17. bis
zum 45. Jahre zum Waffendienste für die Kommune gezwungen. Da
gestattete Kaiser Wilhelm der französischen Regierung, zur Unterdrückung
des Aufstandes eine bedeutende Heeresmacht unter Mac Mahon in der
Nähe von Versailles zusammenzuziehen. In ihrer Wut steckten die
Kommunisten die öffentlichen Gebäude und die berühmtesten Paläste mit
Petroleum in Brand und ermordeten den Erzbifchof und eine Anzahl
Gefangener. Heftiger als während der Belagerung durch die Deutscheu
wurde Paris jetzt von den Truppen der französischen Regierung selber
beschossen^ aber erst gegen Mitte Mai gelang es, die Stadt von der
blutigen Herrschast der Kommune zu befreien.
Der Friede wurde am 10. Mai zu Frankfurt a. M. von Bis- 1
marck und Jules Favre unterzeichnet. Am 18. Juni fand in allen
Kirchen Preußens ein Siegesdankfest statt. In etwa einem halben
Jahre hatte das deutsche Heer 20 Schlachten gewonnen, 26 Festungen
erobert, 400000 Feinde zu Gefangenen gemacht und 7000 Geschütze
erbeutet. „Es ist wie ein Traum," schrieb Kaiser Wilhelm, „selbst wenn
man es Stunde für Stunde hat abrollen sehen." An diesen ruhmreichen
Krieg erinnern das Nationaldenkmal auf dem Niederwald, viele Krieger-
denkmäler in den deutschen Städten und die Friedenseichen, die selbst in
den kleinsten deutschen Dörfern zum bleibenden Gedächtnis gepflanzt
worden sind.