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C. Wiederholung und Vertiefung der deutschen Geschichte.
Kapitale zeigen statt Tier- und Menschengestalten das Blatt einheimischer
Pflanzen. Besonders reich an Schmuck war die Borderseite (Fassade),-
in den Hohlkehlen des Hauptportals pflegte man die Bilder von Heiligen
aufzustellen. Der oberste Teil des Turmes, der achteckige Helm, erscheint
völlig durchbrochen.
Unter den zahlreichen gotischen Kirchen Deutschlands sind besonders
hervorzuheben die Dome in Freiburg, Straßburg und Cöln. Der letz-
tere gilt als das vollkommenste Bauwerk der Gotik,- er wurde 1248
begonnen, aber erst 1880 vollendet. (Bild 26, 29—31.). In der nord¬
deutschen Tiefebene, wo es an Bruchsteinen fehlt, entstanden gotische
Backsteinbauten, so die Marienkirche in Lübeck. Auch weltliche Gebäude,
Bürger- und Rathäuser, wurden im gotischen Stil erbaut.
Neben der Bildhauerei blühte in den Städten das Kunstgewerbe,
besonders die Holzschneiderei und die Goldschmiedekunst. Die Kunst der
Glasmalerei kam um das Jahr 1000 auf.
c) Renaissance der Künste. Wie die Wissenschaft, so erlebte auch
die Kunst von Italien aus eine Renaissance, d.i. Neubelebung. Für
die Baukunst wurden die Kunstwerke der alten Griechen und Römer-
vorbildlich, sür die Bildhauerei und die Malerei die Natur. Die Blüte
der Renaissance füllt in das 16. Jahrhundert, ihr erster Mittelpunkt
war Florenz, wo die reichen Mediceer durch große Freigebigkeit die Kunst
förderten; später wurde durch kunstliebende Päpste Rom ihr Hauptsitz.
Die Paläste im Renaissancestil zeichnen sich aus durch eine reiche Fassade,
die durch schön gebildete Fenster, reiche Gesimse und viele Säulen ver-
ziert ist. (Bild 34,35 u. 37.) Die Reuaissancekirchen zeigen meistens nicht
die Basilika- oder die Kreuzform (Bild 2 u. 9), sondern sind Zentral-
bauten und haben statt des Turmes eine Kuppel. Das herrlichste Bau-
werk der Renaissance ist die Peterskirche in Rom. (Bild 36.) Einer
ihrer Baumeister ist Michelangelo (S. 66), der Meister dreier Künste,-
denn er war auch als Maler und Bildhauer berühmt. Seine größten
Werke sind die Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle, in der Bild-
hauerkunst seine Pietä (Bild 39) und der sitzende Moses (Bild 38)
sür das Grabmal des Papstes Julius II. Neben ihm steht Raffael, be¬
rühmt durch seine Madonnenbilder, unter denen die Sixtinische Madonna
(Bild 40) die bekannteste ist (im Museum zu Dresden). Außerdem
sind bedeutend: Lionardo da Vinci (Abendmahl) in Mailand, Tizian
in Venedig (Zinsgroschen) n. a.
In Deutschland zeigte sich der Einfluß der Renaissance zunächst
in der Bildnerei. Berühmte Holzschnitzereien aus jener Zeit können
wir noch heute in Nürnberg, Lüneburg und anderen Städten bewun-
dern. Der Bildhauer Adam Krafft in Nürnberg schuf außer anderen