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A. Von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden.
Küsten zu beunruhigen. Später haben sich Normannen in Nordfrank-
reich (Normandie) und in Süditalien dauernd niedergelassen. Die
Ostgrenze hatte häufig von den räuberischen Einfällen der Slawen zu
leiben; von Südosten her aber kamen die schlimmsten Feinde, die Ungarn.
In Gestalt und Sitte waren sie den Hunnen ähnlich; auf schnellen
Pferden stürmten sie daher, schleppten mit sich, soviel sie irgend konnten,
während sie das übrige töteten oder verwüsteten. Wie Vieh wurden
Frauen und Mädchen zusammengekoppelt und von darmen getrieben.
Ehe die Deutschen sich sammeln konnten, waren bie Räuber schon ent¬
flohen; selbst Sachsen und Lothringen wurden von ihnen verheert.
5. Die sächsischen Kaiser.
1. Heinrich I.; 919—936.
a) Heinrichs Wahl. Nachdem die deutschen Karolinger mit Lnbwig
beut Kinde 911 ausgestorben waren, boten bie beutschen Fürsten bem
Herzog Otto bem Erlauchten von Sachsen bie Krone an; ba er sie aber
seines Alters wegen ablehnte, wählten sie Konrab I. von Franken.
Auch später würben die deutschen Könige stets gewählt; das Deutsche
Reich war also ein Wahlreich. Konrads Arm war zu schwach, das
Reich gegen äußere Feinbe zn schützen; bie Herzöge ber einzelnen Volks-
stamme wollten ihm kaum mehr gehorchen. Der mächtigste Herzog war
Heinrich von Sachsen, Ottos bes Erlauchten Sohn. Als Konrab ihm
bie Rechte nicht bestätigen wollte, bie Heinrichs Vater besessen hatte,
kam es zum Kriege, in bem ber König unterlag; bennoch bestimmte er
Heinrich zu seinem Nachfolger. Als Konrab auf bem Sterbebette lag,
sprach er zu seinem Bruber Eberharb: „Bringe bie königlichen Abzeichen
bem Herzog Heinrich von Sachsen! Er allein ist irnftanbe, bas Lanb iit
dieser schweren Zeit zu beherrschen." Eberhard gehorchte, und die
Franken und Sachsen wählten Heinrich zu ihrem Könige. Die Sage
erzählt, die Boten, die ihm die Nachricht von seiner Wahl überbringen
sollten, hätten ihn gerade auf der Jagd beim Vogelfang getroffen, wes-
halb man ihn wohl den Finkler nennt; er hat aber einen besseren
Namen verdient.
b) Einigung und Wehrhaftmachung der Deutschen. Heinrich
war erst nur von den Franken und Sachsen zum König gewählt; aber
durch Klugheit und Milde brachte er es dahin, daß auch die Herzöge
von Schwaben, Bayern und Lothringen ihn als König anerkannten. —
Zu seinem Glück ließen ihn die Ungarn in den ersten Jahren in Ruhe;
dann aber fielen sie auf einem Beutezuge, den sie nach Frankreich unter-