Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte

Specielle Geschichte. 
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gierungsmaaßregeln den Jubel des ganzen Landes, wie die seiner Zeit 
am nächsten stehenden Schriftsteller ausdrücklich berichten, da er aber 
mit der Geistlichkeit nicht im besten Vernehmen stand, so schildert diese 
ihn als einen Wülherich und lasterhaften Wüstling, eine Meinung, die, 
je ferner die Zeit, desto mehr Wurzel fasste. Desshalb wurden seine 
Söhne von der Regierung ausgeschlossen. Sein Nachfolger wurde 
Roder ick, nach den mittelalterlichen Chronisten ein Sohn des Her¬ 
zogs Theudefreb, nach arabischen Schriftstellern nicht einmal aus edlem 
gothischen Blute entsprossen und ein Thronräuber. Die Söhne Wiliza's 
und deren Anhang waren natürlich Roderich's erbitterte Feinde und 
riesen zur Wiedererlangung ihres rechtmäßigen Crbes die Araber zu 
Hilfe, welche dem westgothischen Reiche in der Schlacht bei cheres de la 
Frontera (7l l) ein Ende machten. 
Die Burgunder hatten sich nach vielfachen Watlderungen im 
Westen der Alpen an der untern Rhone niedergelassen. Anfänglich 
waren sie Bundesgenossen der Römer. Guudicar (der Günther des 
Niebeliungenliedes?) starb in einer großen Schlacht gegen die Hunnen 
(450). Sein Nachfolger Gundiac vergrößerte das Reich, nahm aber 
als Zeichen der Abhängigkeit von Rom römische Würden an (t 473). 
Von seinen 4 Söhnen ermordete Gundebald zwei Brüder und be¬ 
schränkte den drittel auf ein kleines, abhängiges Gebiet am lemanischen 
See, herrschte aber fast 50 Jahre hindurch nicht ohne Glück und Ruhm bis 
zuin Jahre 515. Alle seine Unternehmungen zeugen von einem durch¬ 
dringenden Geiste, tieferer Einsicht und größerer Bildung, als man von 
einem Barbaren erwarten konnte. Sein Sohn Sigismund, der schon 
bei des Vaters Lebzeiten zum katholischen Bekenntniss übergetreten war, 
war der Schwiegersohn Theodorich's. Die Ermordung des aus dieser 
Ehe entsprossenen Sohnes entrüstete den Theodorich, welcher mit den 
Franken ein Bündniss zur Vernichtung Burgunds schloss. Im Jahr 
534 unterlag endlich G o d o m a r, der Nachfolger Sigismund's, den 
fränkischen Waffen, nachdem er sich 10 Jahre lang gewehrt hatte, und 
Burgund wurde fränkische Provinz. 
Nach dem Tode Justinian's wurde Narses schnöde behandelt, be¬ 
sonders drirch die Kaiserin Sophia, welche dem Ueberwinder der Gothen 
höhnend die Spinnstube als Wirkungskreis anwies. Darum rief er die 
Longobardeir aus Pannoirien nach Italien. Solche Aufforderung war 
zu lockend und Albo in, welcher kurz vorher das Gepidenreich zerstört, 
den König ermordet und dessen Tochter Rosamunde als Braut hcimge- 
führt hatte, kam mit seinem ganzen Volke in die Pogegenden. In kurzer 
Zeit war das schöne Land erobert, nur Pavia bedurfte einer dreijährigen 
Belagerung. Um so kostbarer däuchte die Stadt dem Sieger, welcher sie 
zur Hauptstadt des Reichs erhob. Mit ihm waren Gepiden, Bulgaren, 
Baiern und 20,000 Sachsen nach Italien gekommen und diese Barba¬ 
ren verwüsteten das Land auf traurige Weise. Nachträglich aber nahmen 
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