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Erhebung 1813.
der Landwehr den Kreisen volle Gelegenheit giebt, ihre Hingabe in
dem eigenen Bezirk zu bethätigen.
3. Die einzelnen blieben nicht zurück. Wer nicht selbst ins Feld
zog oder einen seiner Familie ausrüsten half, der suchte durch Gaben
dem Vaterlande zu helfen. Beamte verzichten auf einen Teil ihres
Gehalts, Leute von mäßigem Wohlstand geben einen Teil ihres
Vermögens, Reiche senden ihr Silbergeschirr, Ärmere bringen ihre
silbernen Löffel, wer kein Geld zu opfern hat, bietet von seinen
Habseligkeiten, seiner Arbeit. Gewöhnlich wird es, daß Gatten ihre
goldenen Trauringe — sicher oft das einzige Gold, das im Hause
war — einsenden (sie erhielten dafür zuletzt eiserne mit dem Bilde
der Königin Luise zurück); Landleute schenken Pferde, Gutsbesitzer
Getreide, Kinder schütten Sparbüchsen aus. Da kommen 100 Paar
Strümpfe, 400 Ellen Hemdenleinwand, Stücke Tuch, viele Paar neue
Stiefel, Büchsen, Hirschfänger, Säbel, Pistolen. Ein Förster kann
sich nicht entschließen, seine gute Büchse wegzugeben, wie er in lustiger
Gesellschaft versprochen hat, und geht daher lieber selbst ins Feld.
Junge Frauen senden ihren Brautschmuck ein, Bräute die Halsbänder,
die sie von den Geliebten erhalten. Ein armes Mädchen, der ihr
schönes Haar gelobt worden war, schneidet es ab zum Verkauf an
den Friseur, patriotische Spekulation verfertigt daraus Ringe, wofür
mehr als 100 Thaler gelöst werden. Was das arme Volk aufbringen
kann, wird eingesendet mit der größten Opferfreudigkeit gerade von
den kleinen Leuten.
4. Nicht selten hat der Deutsche seither zu patriotischem Zweck
beigesteuert. Aber die Gaben des großen Jahres verdienen wohl
ein höheres Lob. Denn wenn man von jenen Sammlungen
der alten Pietisten für ihre menschenfreundlichen Institute absieht,
ist es zum erstenmal, daß ein deutsches Volk in solcher Opferlust auf—
lodert, und überhaupt zum erstenmal, daß dem Deutschen die Freude
wird, für seinen Staat freiwillig hinzugeben.
Auch die Summen, die damals aufgebracht wurden, würden zu—
sammengenommen alles, was seither aus weiteren Landstrichen zu—
sammengeschossen wurde, so weit übersteigen, daß sie kaum verglichen
werden dürfen. Allein die Ausrüstung der freiwilligen Jäger und
was für die Freischaren in den alten Provinzen gesammelt wurde,
muß weit über eine Million Thaler gekostet haben. Und sie begreift
nur einen kleinen Bruchteil der freiwilligen Gaben und Einsendungen,
welche das Volk brachte. Und wie war das kleine Volk verarmt! ...
Aber unendlich größer als die freiwilligen Leistungen war der
Gewinn, welcher für die Regierung Preußens daraus hervorging,
daß sie jetzt erst erfuhr, was sie einem solchen Volke als Pflicht zu—