QG §. 58. Die mittlere deutsche Geschichte. IV. Periode, 1273—15l7.
durch ritterliche Tugenden, wurde durch Bemühung des Mainzer Erz-
bischofs Peter Aichspalter, eines früheren Arztes, zum Könige gewählt
und dadurch die Pläne des Königs Philipp des Schönen von
Frankreich und des seit Verlegung des päpstlichen Stuhls nach Avig-
non (1308—1378) ganz von Frankreich abhängigen Papstes vereitelt,
welche Karl von Valois, dem Bruder Philippus, die deutsche Krone zu
verschaffen suchten.
Heinrich VII. war, hoch über den Parteien stehend, eifrig be-
strebt, als oberster Schiedsrichter der Christenheit, Frieden und Gerech-
tigkeit im Lande zu verwalten. Wie seine drei Vorgänger bewilligte
er seinen Wählern manche Vorrechte. Den schweizer Waldstätten
bestätigte er ihre Unabhängigkeit von den Habsburger Gerichten (1309)
und belehnte die Söhne Albrecht's I. mit ihren östreichischen Län-
dern. In Böhmen aber gründete er sich eine Hausmacht durch Ver-
mählung seines Sohnes Johann mit Elise, der Schwägerin Hein-
rich's von Kärnthen und Enkelin Ottokar's von Böhmen (1310). In
Italien, wo sich uoch die Parteien der Gneisen und der Ghibellinen
bekämpften, wollte er die deutsche Kaiserkrone wieder aufrichten. Freu-
big begrüßten ihn die Italiener, einen Heiland des zerrissenen Italiens
nannte ihn der große Florentiner Dichter Dante (f 1321). In Mai¬
land setzte Heinrich VII. den Ghibellinen Viseonti zum Neichsvicar ein
und empfieng hier die eiserne und nach hartem Kampfe in Rom die
Kaiserkrone (1312). Unparteiisch suchte der Kaiser zwischen den Par-
teien zu vermitteln. Da vereinigten sich alle Gnelfen wider ihn unter
König Robert von Neapel, dem Enkel Karl's von Anjou (§. 53).
Ihm schloß auch der Papst Clemens V. zu Avignon sich an. Als
Heinrich VII., mit den Ghibellinen verbündet, sich zum Kampfe rüstete,
starb der edle Fürst plötzlich zu Buou-Couvento bei Siena, wie man
glaubte, durch Gift im Jahre 1313.
2. Ludwig der ®ogcr (1314—1347) aus dem Hanfe Wittelsbach
wurde von der bayrisch-lnxemburgischen und gleichzeitig
Lu/wig^der Friedrich der Schölle von Oesterreich (1314—1330), ein Sohn
Bayer und^ Albrecht's I. von der Habsburger - päpstlichen Partei gewählt. Bald
Schöne von" standen sich die beiden Könige mit den Waffen gegenüber. Friedrich,
Oesterreich. ^ ^on 1Z1Z in einer Fehde wegen der Vormundschaft über Nieder-
bayeru von Ludwig dem Bayern bei Gamelsdorf, unweit Moos-
bürg, besiegt worden war, unterlag ihm auf's Neue in der Schlacht
Schlachtet Empfing und Miihldorf am Inn (1322), in der Ludwig mit Hilfe
Mühldorf. des Nürnberger Burggrafen Friedrich IV. siegte. Friedrich der Schöne
wurde gesangen genommen unb auf die Trausnitz bei Naabbürg in
Haft gebracht. Der trotzige Leopolb, Friedrich's Bruder, berselbe,
der die Niederlage am Morgarten durch die Schweizer erlitten (§. 57, 5),
setzte den Krieg fort, und der Papst Johann XXII. schleuderte von
Avignon aus Bann und Jnterdict gegen Ludwig und sein Land, um