Full text: Lehrbuch der deutschen Geschichte

156 § 76. Die neuere deutsche Geschichte. V. Periode, 1517—1648. 
in die römisch-katholische Kirche noch zur Beschickung des Tridenti- 
ner Coneils zu bewegen waren, so erklärte der Kaiser die Häupter 
des schmalkaldischeu Bundes, deu Kurfürsten Johann Friedrich 
den Großmüthigen *) und den Landgrafen Philipp von Hes- 
sen, in die Acht uud rüstete sich im Bunde mit deu geistlichen Reichs- 
fürsten, dem Herzog Wilheln IV. von Bayern und besonders mit dem 
(protestantischen) Herzog Moritz von Sachsen ans der jüngeren 
(albertinischen) Linie, dem er Kursachsen versprochen, zum Kriege wi- 
der die Geächteten (1546). Aber die bereits wohlgerüsteten prote- 
stantischen Fürsten, deren Heer in Süddeutschland stand, wollten trotz 
des Zuredens des Augsburger Feldhauptmanns Schärtlin von Bnr- 
tenbach nicht angreifend gegen die kaiserliche Majestät vorgehen. Der 
Kaiser, welcher so Zeit gewann, Hilfstruppen aus Italien und den 
Niederlanden herbeizuziehen und in Ingolstadt eine feste Stellung zu 
nehmen, unterwarf nun Süddeutschland, die Fürsten und Reichsstädte 
ergaben sich, das schmalkaldische Heer löste sich auf. Johann Fried- 
rich hatte zwar inzwischen sein von Moritz besetztes Land wieder ero- 
bert; allein der Kaiser besiegte den Kurfürsten in der Schlacht bei 
Schla^bei (^4. April 1547), rtcchm ihn und bald darauf auch den 
M«hlberg. Landgrafen von Hessen, Philipp, den Schwiegervater des Herzogs 
Moritz, gefangen und verlieh Kurs ach sen an Moritz. 
2. Da die inzwischen eröffneten Berathungen des Tridentin er 
Coneils eine Einigung der Religionsparteien nicht in Aussicht stell- 
Ausser ten' s" suchte der Kaiser tu dem sog. Augsburger Interim (1548) 
Interim, eine Vereinigung der Katholiken und Protestanten dadurch zu erzielen, 
daß er letzteren einstweilen den Kelch im Abendmahle, die Priester- 
ehe und den Besitz der eingezogenen Kirchengüter zugestand. Allein 
die Katholiken nahmen das Interim gar nicht an; auf Seite der Pro- 
testanten aber erhoben vor allem die Städte, die wohl sahen, daß es 
*) Sächsische Kurfürsten aus dem Hause Wettin (f. §. 59, 4) : 
Friedrich I. der Streitbare von Meißen, Kurf. 1423—1428. 
Kurf. Friedrich II. der Sanftmüthige Wilhelm. 
I f 1464. 
Kurf. Ernst -j- 1486. Albert der Beherzte f 1500. 
Krf. Friedrich Kf. Johann 
der Weise d. Beständige 
t 1525. f 1532. 
i Moritz, Kurs, v, 1547—1553. Kf. August 
\ Agnes, T. Philipp'ö v. Hessen. | f 1586. 
Kf. Christian I 
| f 1591. 
Georg f 1539. Heinrich f 1541. 
I 
Johann Friedrich d.Großmüthige, 
Kurf. bis 1547 f 1554. 
Joh. Friedrich Johann Wilhelm 
zu Gotha (f1595). zu Weimar. 
Kf. Christian II. Kf. Johann Georg I. 
f 1611. t 1656.
	        
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