Full text: Lehrbuch der deutschen Geschichte

B. DaS Kurfürstenthum Bayern. I. Von 1623—1777. 
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Seine Frömmigkeit und Wohlthätigkeit gegen Kirchen unb Klöster, 
seine weise Sparsamkeit, sowie sein unb seiner Gemahlin Adelheid, 
einer Prinzessin von Savoyen, hoher Kunstsinn werden gepriesen. Erst 
43 Jahre alt, starb Ferdinand Maria zu Schleißheim, wohin er sich 
nach seiner Gemahlin Tod (f 1676) zurückgezogen hatte. 
Ferdinand Maria erbaute das Schloß zu Nymp Heu bürg und 
das Opernhaus in Müncheu; er führte in der Oderpfalz ein neues 
Land recht ein (1657) und versammelte 1669 zum letzten Male die 
Stände zum Landtag. An dessen Stelle trat ein ständiger Land- 
rathsausschuß (von 4 Prälaten, 8 Adeligen und 4 Vertretern der 
Städte). 
3. Maximilian II. (Stimmte!, 1679—1726 , bei dem Tode seines 
Vaters erst 18 Jahre alt und nach' französischen Sitten erzogen, war 
an Charakter von seinem Vater sehr verschieden. Er war begierig 
nach Vergnügungen wie uach Ruhm, tapfer und unternehmend, weich 
und gutmüthig, aber auch aufbrausend und unbeständig. Mit Kaiser- 
Leopold, mit dessen Tochter Maria Antonie er sich 1685 vermählte, 
schloß er 1683 einen Allianzvertrag und bewies in den Türkenkriegen, 
vor Wien 1683 (§. 82, 4), bei Ofen 1686, bei Mohacs 1687, vor 
allem bei der Erstürmung von Belgrad 1688, eine glänzende Tapfer¬ 
keit, und ruhmbedeckt kehrte der „blaue Bayernkönig" in seine Heimath. 
Auch in dem orleanischen Kriege (1688—97), der nach Max 
Emannel's Rückkehr von Belgrad begann (§. 82, 6), zeichnete er sich 
durch tapfere Thateu am Rhein, in den Niederlanden und in Jta- 
Kien aus. 
Max Emanuel's Gemahlin hatte von ihrer Mutter Ansprüche auf 
die spanische Krone geerbt, denen jedoch sie und Max Emanuel ent- 
sagte, als ihnen aus der spanischen Erbschaft die Niederlande in Ans- 
ficht gestellt wurden. Bereits 1690 übergab auch Karl II. von Spa- 
nien dem Kurfürsten die Statthalterschaft in den Niederlanden. Als 
aber überdies Karl II. den Kurprinzen Joseph Ferdinand, den 
Sohn Mar Emanuel's, zum Erben der spanischen Monarchie be- 
stimmte, so trat eine Spannung zwischen Mar Emanuel und seinem 
Schwiegervater ein. Dieselbe steigerte sich zur vollständigen Trennung, 
da nach des Kurprinzen Tod Mar Emanuel im spanischen Erb- 
folgekrieg (1701—14) als Gegner Leopvld's I. auf die Seite Lud- 
wig's XIV. trat (§. 83), der ihm den erblichen Besitz der Niederlande 
versprach. In der Hoffnung auf das reiche Erbe feiues Sohnes hatte 
Mar Emanuel durch verschwenderische Ausgaben sich und sein Land 
tief in Schulden gestürzt; durch den plötzlichen Tod des Kurprinzen 
wurde diese Hoffnung vereitelt. Auch das Bündniß mit Ludwig XIV. 
brachte Mar unb seinem Bruder Franz Clemens von Köln- kein 
Heil. Vergeblich erhoben sich für den nach der Schlacht bei Hoch- 
stadt (1704) geachteten Kurfürsten seine treuen Bayern. Erst im Ra- 
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