Full text: Lehrbuch der deutschen Geschichte

260 §• 102. Bayerische Geschichte. III. Abschnitt. 1506—1873. 
stadter Frieden (1714) empfieng er sein Land zurück, mußte aber auf 
die Statthalterschaft der Niederlande verzichten. 
Die Beziehungen zum Hause Habsburg suchte Max Emanuel wie- 
der herzustellen, als er dein Kaiser Karl VI. im Jahre 1717 Hilfs¬ 
truppen gegen die Türken sandte (§. 83, 7) und seinen Sohn Karl 
Albrecht mit Amalie, der jüngern Tochter des verstorbenen Kaisers 
Joseph I., vermählte (1722), wobei jedoch der Kurprinz, falls Karl VI. 
ohne männliche Erben sterben würde, auf alle Ansprüche auf Oester- 
reich verzichten mußte. 
Im Jahre 1724 schlössen sämmtliche Wittelsbacher Fürsten zu 
Mannheim und München einen Familienvertrag, in welchem ge- 
Jenseitige Hilfeleistung, das stecht gegenseitiger Erbfolge und gemein- 
fame Führung des Reichsvicariats vereinbart wurden. 
Durch langjährigen Krieg und durch Steuerdruck war Bayern von 
neuem aufs tiefste erschöpft; auf dreißig Millionen Gulden war die 
Schuldenlast des Landes angewachsen. Mit Thränen bat daher Max 
Emannel vor seinem Ende seinen ältesten Sohn aus zweiter Ehe (mit 
Theresia Kunignnda, Tochter des Polenkönigs Sobieski), er solle 
sich der Sparsamkeit befleißigen und seinem Lande den Frieden zu er- 
halten suchen. 
4. Karl Albrecht VI., 1726—1745, befolgte in den drei ersten Re- 
gierungsjahren die Mahnung seines Vaters zur Sparsamkeit. Bald 
aber suchte auch er, wie so manche deutsche Fürsten der damaligen 
Zeit, den Glanz des französischen Hofes nachzuahmen. Der Wieder- 
aufbau der (1729) abgebrannten Residenz, der Bau des Hoftheaters, 
der Schlösser zu Nymphenburg und Starnberg, sowie das von Karl 
Albrecht und seiner Gemahlin leidenschaftlich betriebene Waidwerk ver- 
schlangen ungeheure Summen. Neue Abgaben erwuchsen dem Lande, 
eine neue Geldquelle war das 1735 in München und 1761 auch in 
der Oberpfalz eingeführte, verderbliche Zahlenlotto, das erst 1861 
wieder aufgehoben wurde. 
Am meisten aber schadete Karl Albrecht sich und seinem Lande 
durch die Ansprüche, die er bei Kaiser Karl's VI. Tod (1740) aus das 
österreichische Erbe erhob (§. 85). Zwar wurde Karl Albrecht als 
Karl VII. deutscher Kaiser (1742—45), aber Bayern fiel zu wieder- 
holten Malen in die Hände der Oesterreicher; und als Karl Albrecht 
endlich wieder iu feilte Hauptstadt zurückkehren konnte, starb er in 
einem Alter von 48 Jahren. 
5. Maximilian III Joseph der Gute, 1745—1777, Karl Albrecht's 
Sohn, befreite sein Land von den Oesterreichern, welche Bayern zum 
dritten Male einnahmen, durch den Frieden von Füssen 1745 
(§. 85, 4), und war nun vor Allem darauf bedacht, durch Beschränk- 
uug der Ausgaben für Heer und Hof die Schulden des Landes zu 
mindern. Auch sonst war er aufs eifrigste bestrebt, sowohl die äußere
	        
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