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einige ausgestopfte Tiere kann man zu mäßigen Preisen kaufen. Sind
aber für die Einzelbetrachtung Gegenstände in natura nicht zu beschaffen,
so benutze man gute Modell e. Diese stehen jenen am nächsten, haben
freilich den Nachteil, daß sie in der Regel in verjüngtem Maßstab
gearbeitet sind. Durch Comenius sind Bilder in den Unterricht einge¬
führt. Nicht selten sind dieselben mißbraucht, indem durch ihre Benutzung
die Betrachtung der Gegenstände in natura in den Hintergrund gedrängt
und der Anschauungsunterricht zu einem verwerflichen „Bilderdienste"
gemacht ist. Auf der anderen Seite ist aber der Wert, den der rechte
Gebrauch der Bilder im Unterrichte bringt, auch wieder häufig unterschätzt.
Nicht alle Stoffe, welche sehr lehrreich sind und daher vom Unterrichte
nicht ausgeschlossen werden dürfen, können den Kindern wirklich vor die
Augen geführt werden; da treten die Bilder ergänzend ein. Sie dienen
wesentlich als Erinnerungsmittel des bereits Angeschauten, führen den
Kindern z. B. das früher von ihnen beobachtete Thun und Treiben der
Menschen und das Leben der Tiere vor; zugleich aber zeigen sie auch, in
welchen Beziehungen die Gegenstände zu einander stehen, und sie machen
es so möglich, dieselben in ihrem Zusammenhange aufzufassen. Die
Bilder sind als eine Ergänzung zu den Unterrichtsmitteln, welche einzelne
Gegenstände darstellen, zu betrachten; vorausgesetzt muß natürlich werden,
daß sie mit Verständnis für den Zweck, dem sie dienen sollen, entworfen
und zugleich gut ausgeführt sind. Über den Wert der Bilder beim An¬
schauungsunterrichte stehe hier zunächst der Ausspruch eines bekannten
süddeutschen Methodikers: Georg Luz schreibt in seinem gehaltvollen
„Lehrbuch der praktischen Methodik": „Gute und hübsche Abbildungen
erleichtern das Verständnis von mündlichen und schriftlichen Darstellungen
im höchsten Grade, verschaffen uns richtigere Vorstellungen von Gegen¬
ständen, die wir so häufig in natürlichen Exemplaren nicht zur Stelle
haben, und gewähren in gefälliger Ausführung ästhetisches Wohlgefallen.
— Durch Bilder empfängt der Anschauungsunterricht einen freundlichen
Schmelz, einen eigentümlichen Reiz für das Kind. Ein Anschauungs¬
unterricht ohne Anwendung von Bildern ist eine Schelle ohne Klang,
ein Leib ohne Kops, ein Messer ohne Klinge". Wir schließen hieran
noch einen Ausspruch aus dem lehrreichen Artikel von Du. Schmidt
über die Geschichte des Anschauungsunterrichtes in Kehrs „Geschichte der
Methodik des deutschen Volksschulunterrichtes": „Teils hat ja das Kind
gerade eine so lebendige Phantasie, daß es bei entsprechender Anwendung
der didaktischen Methode auch am Bilde mehr hat als ein bloßes mangel¬
haftes Kontersei der wirklichen Welt. Davon können wir uns über¬
zeugen, so oft wir unsere Kinder in jenen wundersamen Monologen un¬
gestört über ihr Bilderbuch sich aussprechen hören. Teils aber regt ja
auch das Bild zu dem Verlangen an, das in effigie Geschaute in Wirk¬
lichkeit kennen zu lernen. Und so hat sich denn seit dem Erscheinen des
Ordi8 pietn8 mehr und mehr die Meinung auch in der Pädagogik Bahn
gebrochen, daß das Bild in der Schule die Anschaulichkeit des Unterrichtes
in hohem Grade fördere, so daß Bilder auch im biblischen Geschichts¬