Full text: Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main

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unter feierlichem Geleite aller Fürsten zur Stadt hinausgetragen wurde, 
sagten die Leute: „Starb Albrecht ehegestern, so wäre Maximilian nicht 
Kaiser geworden". ^ 
Unter seinem Nachfolger betrieben die Ad eh gen die Wege- 
lagerei wieder sehr arg. Sie behaupteten sogar, ihnen gehöre ein 
Anteil am Gewinn der Kaufleute. Selbst Edelleute am Hose des Kur¬ 
fürsten scheuten sich nicht, das alte Handwerk von neuem zu ergreifen. 
Besonders übermütig benahmen sie sich, als Albrechts Enkel Joachim I. 
mit fünfzehn Jahren die Regierung antrat; sie wagten sogar, ihrem 
Landesherrn einen Fehdebrief zu senden. Das bekam ihnen 
aber sehr übel. Der tatkräftige Herrscher griff mit fester Hand durch: 
binnen zwei Jahren wurden vierzig adelige Friedensbrecher 
geköpft oder gehängt. In Berlin gründete Joachim das Kamm er ge- 
richt. Dieser oberste Gerichtshof sollte strengste Gerechtigkeit üben; 
auch die Vornehmsten waren dem Urteile desselben unterworfen. 
Joachims Sohn Joachim II. trat im Jahre 1539 mit dem 
größten Teile seines Volkes zum Protestantismus über. Alle hohen, 
zollernschen Fürsten Brandenburgs seit dieser Zeit sind protestantischen 
Glaubens. Mit dem Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau 
schloß Joachim im Jahre 1537 eine Erb Verbrüderung. Diese 
bestimmte, daß beim Aussterben des herzoglichen Hauses im Mannes- 
stamme dessen Besitzungen, ein großer Teil von Schlesien, an Branden- 
bürg kommen sollten. Hierauf gründete nachmals Friedrich der Große 
feine Erbansprüche auf Schlefieu. Im Herzogtum Preußen — 
dem heutigen Ostpreußen — regierte ein Vetter Joachims II. namens 
Albrecht. Er trug sein Land vom Könige von Polen zu Lehen. 
Durch Überredung und reiche Geldgeschenke erhielt Joachim von Polen 
als nächster Erbe die Mitbelehnung über Preußen. Dadurch 
wurde es möglich, daß dieses Land später an Brandenburg fiel. 
Die alten heidnischen Preußen wohnten zwischen Weichsel 
und Memel. In ihren Sitten uud Gebräuchen hatten sie viel 
Ähnlichkeit mit den alten Deutschen. Lange Zeit widerstanden sie den 
Versuchen, das Christentum einzuführen. Da gelang es im dreizehnten 
Jahrhundert dem Deutscheu Ritterorden, das Preußenvolk zu 
unterwerfen und zu bekehren. Burgen erhoben sich zur Sicherung der er- 
oberten Landesteile; um die Burgen entstanden bald Städte und Dörfer. 
Der Hauptsitz des Ordens war Marien bürg an der Nogat. Von 
hier aus sührteu seine Hochmeister über hundert Jahre lang eine 
strenge Herrschaft zum Segen für das Land. Im fünfzehnten Jahr- 
hundert aber nahm die Macht des Ordens immer mehr ab. Die 
Polen schauten schon längst gierig auf die reichen Handelsstädte und 
auf die fruchtbaren Landstriche Preußens. Im Jahre 1410 erlitten 
die Ordensritter in der Schlacht bei Tannenberg eine Nieder- 
läge, und 1466 kam es zu einem Frieden, in welchem der Orden
	        
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