Full text: Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main

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Roland. „Klein Roland". „Roland Schildträger".) Ein Kranz 
von Marken mit vielen bewährten Kriegern sicherte die Grenzen gegen 
die Einfälle räuberischer Nachbarn. „ 
4. Die Erneuerung des römischen Kaiserreiches. 800. Karl suchte 
gleich seinem Vater eine enge Verbindung mit dem Papste. Zwischen 
sein Reich aber und Rom schob sich das Langobardenreich, dessen 
König Desiderius den Papst beständig bedrängte und auch Karl 
feindlich gesinnt war. Darum zog Karl gegen ihn, nahm ihn gefangen 
und fügte sein Land dem Frankenreiche ein. 774. 
Karls Reich erstreckte sich schließlich von der Donau und von der Oder 
im Osten bis an den Atlantischen Ozean im Westen, von der Eider 
im Norden bis an den Ebro und an das Mittelmeer im Süden. 
Es umfaßte von den beiden wichtigsten Ländern des alten inest« 
römischen Reiches, Gallien und Italien, das eine ganz, das andere 
zum großen Teil. Für diese gewaltige Macht paßte der Titel „König 
der Franken" nicht recht. Karl dachte daran, das weströmische 
Reich zu erneuern. Er und alle andern Christen glaubten nämlich, 
daß dieses nicht erloschen sei, sondern noch fortbestehe. Nach einer Weis- 
sagung des Propheten Daniel sollte mit dem Untergang des 
letzten der vier Weltreiche das Ende der Dinge eintreten. Als dieses 
letzte sah man das römische an. Da aber die Welt noch stand, mußte 
also auch das römische Reich noch vorhanden fein. 
Veranlassung zur Erfüllung dieses seines Wunsches gaben die Verhält- 
nisse in Rom. Der Papst wurde von Übelgesinnten mißhandelt und 
aus Rom vertrieben. Da reiste er über die Alpen nach Paderborn zu 
Karl und bat um seine Unterstützung. Karl leistete diesem Rufe Folge und 
stellte die Ruhe wieder her. Als er nun am Weihnachtsfeste des 
Jahres 800 in der Peterskirche der Messe beiwohnte, und am Altar 
niederkniete, setzte ihm der Papst die Kaiserkrone aufs Haupt. 
Jubblnd rief das Volk: „Heil und Sieg dem von Gott ge- 
krönten, großen und friedfertigen Kaiser der Römer!" 
Karl betrachtete sich als den Nachfolger der alten römischen Kaiser und 
als das von Gott bestimmte weltliche Oberhaupt der abendländischen 
Christenheit. So erweckte ein Deutscher das römische Kaiserreich zu 
neuem Dasein. Denn ein Deutscher ist Karl gewesen, wenn auch die 
Franzosen ihn als „den ersten großen Franzosen" sür sich 
in Anspruch nehmen. „ / 
X 5. Die Verwaltung des Reiches. Karl war nicht nur groß als 
Kri^gsheld, sondern auch als Landesvater. 
Eine bestimmte Residenz hatte er nicht. Am liebsten weilte 
er zu Aachen, dessen heiße Quellen er .sehr schätzte, und zu In gel- 
heim, wo ihn der herrliche Blick ans den Rhein und aus den Taunus 
erfreute. Jährlich hielt er zwei große Reichsversammlungen ab, 
die erste im Frühjahr (das Maifeld), zu welcher die weltlichen und
	        
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