Full text: Geschichte der Neuzeit (Bd. 3)

12 Karl V. — Aortgang der Reformation, 
erklärte, über die Richtigkeit dieser Sätze in eine wissenschaftliche 
Disputation einzutreten. Zugleich wendete er sich in Briefen an 
seine geistlichen Oberen mit der Bitte um Abstellung des Mißbrauches. 
Tetzel und einige seiner Freunde, darunter auch Johann Eck, 
Professor der Theologie an der Universität Ingolstadt, antworteten 
mit Streitschriften, in denen sie Luther der Ketzerei be- 
schuldigten, und machten in diesem Sinne auch dem Papste 
Meldung. Auf Vermitteluug Friedrichs des Weisen traf Luther 
Augsburg 1518 mit dem päpstlichen Legaten Cajetan in Augsburg zu- 
1518. sammen, wo Kaiser Maximilian gerade einen Reichstag hielt. Da 
Cajetan von Luther unbedingten Widerruf, Luther dagegen gründ- 
Kichere Untersuchung der Streitfragen verlangte, zerschlugen sich die 
Verhandlungen. Von seinen Feunden vor etwaigen Verhaftbefehlen 
des Legaten gewarnt, reiste Luther in aller Stille von Augsburg 
ab, nachdem er noch eine Berufungsschrift „von dem schlecht unter- 
richteten an den besser zu unterrichtenden Papst" verfaßt hatte. 
Als im darauffolgenden Jahre (1519) Luthers Landesherr. Friedrich 
der Weife, durch den Tod Maximilians Reichsvikar für Nord- 
deutfchlaud geworden war, ordnete Leo X. einen zweiten Gesandten 
nach Deutschland ab, den sächsischen Edelmann Karl von Miltitz, 
der den Ablaßstreit beilegen sollte. Miltitz kam mit Luther zu 
-Altenburg S ä ch sisch - Altenburg zusammen. Da er Luther vor allem den 
1519. Wert des Friedens und der Einheit der Kirche ans Herz legte, gab 
ihm dieser das Versprechen, von der streitigen Angelegenheit zu 
schweigen unter der Bedingung, daß auch seine Gegner schwiegen. 
Allein trotz dieses Abkommens und obwohl Tetzel von Miltitz scharf 
getadelt wurde, kam der Streit nicht zur Ruhe. Dr. Eck griff ihn 
in der Ankündigung einer Disputation wieder auf, die er mit 
Karlstadt, einem Amtsgenoffen Luthers an der Witteuberger 
Hochschule, verabredet hatte. Daraufhin beteiligte sich auch Luther 
Leipzig 1519. an diesem Gespräch, das 1519 in Leipzig zur selben Zeit stattfand, 
als die Kurfürsten sich in Frankfurt zur Kaiserwahl einfanden. 
Fast drei Wochen disputierten die Gegner, ohne sich einigen zu 
Luthers Bau- können. Bald darauf reiste Eck nach Rom, wo er (1520) eine 
nuug 1520. Bannbulle gegen Luther erwirkte. Luther verfaßte anf die 
Kunde hievou die Schriften „An den christlichen Adel 
deutscher Nation", „Von der babylonischen Gefangen- 
schast der Kirche" und „Von der Freiheit eines Christen- 
menschen" und verbrannte die päpstliche Bulle 1520 vor dem 
Elsterthore von Wittenberg. 
Karl Y. 1519—1556. Fortgang der Reformation. 
Karl v. 1519 hatten die Kurfürsten den Enkel Maximilians, den 
spanischen König Karl I., gewählt, der als Kaiser Karl V. genannt
	        
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