Full text: Geschichte der Neuzeit (H. 3)

266 XI. Bayerische Geschichte. 
Summen zur Vervollkommnung ihrer Lehreiurichtuugen, berief hervor¬ 
ragende Gelehrte und Dichter nach München: so den Chemiker Justus 
Liebig (f 1873), den Historiker Wilhelm Giesebrecht, den Kultur- 
historiker Wilhelm Riehl, deu Mineralogen und Dialektdichter Franz 
Kobell, die Dichter Emanuel Geibel, Franz Dingelstedt, 
Friedrich Bodenstedt, Wilhelm Hertz, Paul Heyse und Hermann 
Lingg, und wandte talentvollen Studierenden namhafte Stipendien 
zu wissenschaftlichen Reisen ins Ausland und zum Besuch fremder 
Universitäten zu oder unterstützte sie durch Aufnahme in das von ihm 
gegründete Maximilianeum in München; ferner bildete er, den 
Wirkungskreis der Akademie der Wissenschaften erweiternd, 1858 zur 
Erforschung der deutschen und bayerischen Geschichte eine historische 
Kommission (Vorsitzender Leopold Ranke aus Berlin) und zur 
wissenschaftlichen Bearbeitung technischer Fragen eine naturwissen¬ 
schaftlich-technische (Justus Liebig). 
6. Des Königs Kunstsinn offenbarte sich in der Wiederherstellung 
und Ausschmückung der alten staufischen Burg Hohenschwangau in 
lieblicher Alpengegend (unweit Füssen), in der Anlage der schönen 
Maximilianstraße in München, in der Herstellung der Park¬ 
anlagen des Gasteigberges jenseits der Isar, in der Erbauung des 
Maximilianenms, des Regierungsgebäudes und des großartigen 
bayerischen Nationalmuseums in der Maximilianstraße („Seinem 
Volk zu Ehr und Vorbild"), das znr Aufnahme kunstgewerblicher 
Erzeugnisse Bayerns von der Römerzeit bis zur Gegenwart bestimmt 
wurde. 
Um hervorragende Leistungen der Gelehrten und Künstler ent¬ 
sprechend zn ehren, stiftete Maximilian 1853 den „Maximiliansorden 
für Kunst und Wissenschaft". 
f. Bei aller Hingabe an wissenschaftliche und künstlerische Be¬ 
strebungen bewahrte der König ein warmfühlendes Herz für die Not 
der Armen und das Los der Verwahrlosten. Er bekundete dasselbe 
durch ergiebige Unterstützungen der Bedürftigen, vor allem aber durch 
Begründung des St. Johannisvereins, einer Wohltätigkeits¬ 
anstalt, deren segensreiche Wirksamkeit (Errichtung von Rettungshäusern 
und Kleinkinderbewahranstalten) sich über ganz Bayern und über alle 
Konfessionen erstreckt. 
g. Wie sehr Maximilian die Fühlung mit dem Volke aufrecht 
zu erhalten suchte, zeigte sich im Jahre 1858. Die Kammer hatte ein 
unüberwindliches Mißtrauen gegen das damalige Ministerium (v. d. 
Pfordten). Als der zwischen beiden ausgebrochene Konflikt eine Ent¬ 
fremdung des Volkes von seinem Fürsten herbeizuführen drohte, ent¬ 
ließ der König das Ministerium mit den Worten: „Ich will Frie¬ 
den haben mit meinem Volke", eine Äußerung, durch welche
	        
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