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Die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt.
verschaffte. Von den Beamten, denen er selbst mit dem besten Beispiele
voranging, verlangte er angestrengte Tätigkeit; Nachlässigkeit und Untreue
wurden mit Entlassung, Festungshaft, ja mit dem Tode bestraft. So
bildete sich unter seiner Regierung in der preußischen Beamtenschaft der
Geist der strengen Pflichttreue, der Anspruchslosigkeit und Sparsamkeit aus.
Viele Maßregeln des Königs zeigen, wie sehr ihm die Hebung des
Wohlstandes am Herzen lag. Besonders nahm er sich des Bauern-
st an des an. Mißhandlung der Bauern durch die Gutsherren verbot er
bei strenger Strase (6 Wochen Karreschieben); er milderte die Frondienste.
Aus den Staatsgütern führte er Verbesserungen im Ackerbau und in der
Viehzucht ein, die Gutsverwalter hatten die Bauern der Ilmgegend darüber
zu belehren. Um die einheimische Gewerbtätigkeit (Industrie) zu
heben, verbot er die Einfuhr von Tuch, Metall- und Glaswaren, erleichterte
dagegen den Ankauf von Rohstoffen, die dann in den Fabriken des Landes
verarbeitet wurden. Er förderte u. a. die Gründung von Tuchfabriken und
zog fremde Wollweber ins Land. Den Absatz der fertigen Tuche suchte
er durch ein Gesetz zu heben, das den Untertanen verbot, Kleidungsstücke
aus fremdem Tuch zu tragen. Durch solche Maßregeln wollte er einer-
seits die Erwerbsgelegenheiten für seine Untertanen vermehren und zugleich
bewirken, daß das Geld im Lande bleibe. Die Steuerfreiheit des Adels
hob er auf. Vergebens widersetzten sich die Edelleute (am hartnäckigsten
die ostpreußischen) den Maßregeln des Königs. Er gab ihnen auf ihre
Beschwerden zur Antwort: „Ich komme zu meinem Zweck und stabiliere die
Souveränität (Selbstherrschaft) und setze die Krone fest wie einen rocher von
bronze." Und er drang mit seinem Willen durch: der Adel mußte sich fügen.
Als 20000 protestantische Salzburger vom Erzbischos um ihres
Glaubens willen aus ihrer Heimat vertrieben wurden, lud Friedrich Wil-
Helm I. sie ein, in sein Land zu kommen, und siedelte sie in Ostpreußen
an, das durch die Heereszüge im Nordischen Kriege und durch eine Pest
stark gelitten hatte.
Künste und Wissenschaften schätzte der König nur, sofern sie greif¬
baren Nutzen gewährten; feinere gesellige und geistige Genüsse verachtete
er; Musik und Theater hielt er für wertlosen Tand. Für ihn war sein
abendliches „Tabakskollegium" die liebste Erholung. Hier erschien er
mit Zopf, in blauer Uniform, trank mit vertrauten Freunden (meistens #
Offizieren) deutsches Bier, rauchte mit ihnen aus der Tonpfeife und ergötzte
sich an ihren derben Späßen. Da er alles französische Wesen haßte, so .wurde
im Gegensatz zu andern deutschen Fürstenhöfen am Berliner Hofe Deutsch ge-
sprechen. — Er sorgte eifrig für den Bau von Kirchen und Volksschulen.
An Orten, wo Schulen waren, sollten nach dem Befehl des Königs die Eltern
ihre Kinder im Winter täglich, im Sommer wenigstens einmal wöchentlich in die
Schule schicken. — In einem Gesetz führte er die allgemeine Schu lpflicht vom 5. bis
zum 13. Lebensjahre ein. Ost sprach er auf seinen Inspektionsreisen in den Schulen
vor, um die Kinder selbst zu prüfen.