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I. Epische Poesie.
¡(06. Lllengröße.
Abraham Emanuel Fröhlich. Fabeln. Aarau.
Die Pappel spricht zum Bäumchen:
„Was machst du dich so breit
Mit den geringen Pfläumchen?"
Es sagt: „Ich bin erfreut,
5. Daß ich nicht bloß ein Holz,
Nicht eine leere Stange!"
„Was!" ruft die Pappel stolz,
„Ich bin zwar eine Stange,
Doch eine lange, lange."
¡(07. von des Kaisers Bart.
Emanuel Geibel. Gesammelte Werke. 1. Band. Stuttgart.
1. Im Schank zur goldnen Traube
Da saßen im Monat Mai
In blühender Rosenlaube
Guter Gesellen drei.
2. Ein frischer Bursch war jeder,
Der erst' am Gurt das Horn,
Der zweit' am Hut die Feder,
Der dritte mit Koller und Sporn.
3. Es trug in funkelnden Kannen
Der Wirt den Wein auf den Tisch;
Lustige Reden sie spannen
Und sangen und tranken frisch.
4. Da war auch einer drunter,
Der grüne Jägersmann,
Vom Kaiser Rotbart munter
Zu sprechen hub er an:
5.. „Ich habe.den Herrn gesehen
Am Rebengestade des Rheins,
Zur Messe wollt' er gehen
Wohl in den Dom nach Mainz.
6. Das war ein Bild, der Alte,
Fürwahr von Kaiserart!
Bis auf die Brust ihm wallte
Der lange braune Bart."
7. Ins Wort fiel ihm der zweite,
Der mit dem Federhut:
„Ei, Bursch, bist du gescheite?
Dein Mürlein ist nicht gut.
8. Auch ich hab' ihn gesehen
Auf seiner Burg im Harz,
Am Söller thät er stehen,
Sein Bart, sein Bart war schwarz."
9. Da fuhr vom Sitz der dritte,
Der Mann mit Koller und Sporn,
Und in der Zänker Mitte
Rief er in Hellem Zorn:
10. „So geht mir doch zur Höllen,
Ihr Lügner! Glück zur Reif'! —
Ich fah den Kaiser zu Köllen,
Sein Bart war weiß, war weiß!"