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itung besserte sich allmählich die traurige Finanzlage des Staates. Die Günstlinge
des verstorbenen Königs wurden aus ihren einflußreichen Stellungen entfernt
und die Behörden wurden von pflichtvergessenen, untätigen Beamten gesäubert
„da der Staat nicht reich genug sei, um müßige Glieder zu besolden." Das Re-
ligionsedikt wurde aufgehoben, weil die Religion Sache des „Herzens, des Gefühls
und der eigenen Überzeugung sein und bleiben muß und nicht durch Zwang zu
einem Plapperwerk herabgewürdigt werden darf."
Leider war Friedrich Wilhelm III. nicht der Mann, das Staatsschiff mit
festem Griff und sicherem Blick durch die Stürme zu lenken, di^/ durch die Fran¬
zösische Revolu-
tiou verursacht,
allmählich über
ganz Europa
dahinbransten.
Ihm fehlte
manchmal die
klare Einsicht in
die Personen
und in die Ber-
Hältnisse; auch
mangelte es ihm
an Selbstver--
trauen, und
einem kühnen,
entschlossenen
Handeln war er
von Ansang an
abgeneigt. In
dieser Hinsicht
bildete er zu
Napoleon den
reinen Gegen-
satz, und doch
sollte die Zeit
kommen, daß
Abb. 31. Friedrich Wilhelm III. der stahlharte
(Nach Seidlitz, Allgem. historisches Porträtwerk. Verlag von F. Bruckmann, München.) Korse sein Geg-
. ner wurde. Am
liebsten sah der König Männer um sich, die seine Ansichten teilten; mutig vor-
wärtsdrängende Geister, wie Stein, Gneisenau und Work, haben nie sein
Zutrauen besessen.
In der äußeren Politik hatte er nur den einen Gedanken: seinem Lande auf
alle Fälle den Fried en zu erhalten. Darum hielt er sich von der zweiten Koalition
fern; darum duldete er, daß Napoleon 1803 Hannover besetzte, trotzdem dadurch