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sollte Es war ein Direktorium geplant, das aus fünf Fürsten bestand, und in dem
Osterreich den Vorsitz führen sollte. Preußen sollte mit Bayem auf gleicher Stufe
stehen. Der österreichische Kaiser mußte jedoch unterrichtetet Sache abziehen da
König Wilhelm auf Veranlassung Bismarcks dem Fnrstentage fernblieb. Tie
Folge davon war eine arge Verstimmung der österreichischen Regierung: jedenfalls
wäre der Kampf zwischen Preußen und Osterreich schon jetzt zum Austrage ge-
kommen, wenn nicht der Tod des dänischen Königs eine Änderung in der poli-
tischen Lage hervorgerufen hätte.
2. Der Krieg gegen Dänemark im Jahre 1864.
a) Ursache und Veranlassung.
Hn dem Londoner Protokoll vom Jahre 1852 war bestimmt worden, die
Herzogtümer Schleswig-Holstein bleiben mit dem dänischen Staat verbunden,
sie behalten aber ihre eigene Verfassung, und Schleswig darf niemals der dänischen
Monarchie einverleibt werden. Die nordischen Staatsmänner kümmerten sich
aber wenig um die Beschlüsse; sie trachteten vielmehr danach, deutsche Sprache,
deutsches Recht und deutsche Sitten und Anschauungen in Schleswig auszutilgen.
Von Kopenhagen ging der Besehl aus, im Gerichtswesen und in der Verwaltung,
in der Kirche und in der Schule die dänische Sprache anzuwenden und zu
dulden. Die Deutschen setzten jedoch der Forderung heftigen Widerstand entgegen
und nahmen lieber Strafen auf sich, als daß sie gehorchten. Die dänischen Staats-
männer traten darum um so schroffer auf; ja sie legten dem Könige fogar eine
neue Verfassung vor, nach der das Herzogtum Schleswig völlig dem Staate ein-
verleibt werden sollte. Ehe jedoch Friedrich VII. das neue Staatsgesetz unter-
zeichnete, nahm ihm der Tod am 15. November 1863 die Hügel der Regierung auv
der Hand. Sein Nachfolger wurde Christi an IX., der die Verfassung durch seine
Unterschrift tatsächlich zum Gesetz erhob. Damit hatte Dänemark das Londoner
Protokoll verletzt. Sofort erhoben sich die Schleswig-Holsteiner, erklärten die
beiden Herzogtümer für einen selbständigen Staat und erwählten Friedrich von
Augustenburazu ihrem Herzoge. — Nun nahm sich Otto von Bismarck der Sache
an;«mit scharfem Blicke hatte er erkannt, daß jetzt der Augenblick gekommen sei, den
nordischen Brriderstamm für immer von dänischer Vormundschast zu befreien. Indem
er sich auf den Standpunkt des Londoner Protokolls stellte, suchte er den österreichv
schen Staatslenker für seine Pläne zu gewinnen, was ihm auch gelang. Er wies
nach, daß die beiden deutschen Großmächte die Pflicht hätten, den dänischen
Übergriff mcht zu dulden. Damit wies er auch zugleich alle Einwendungen der fremden
Mächte ab. Nun stellte Preußen im Verein mit Osterreich im Januar 1864 an Däne-
mark das Verlangen, das neue Staatsgrundgesetz binnen 48 Stunden zurückzu-
nehmen. Die dänischen Staatsmänner aber weigerten sich, die Aufforderung zu erfül¬
len ; auf ihre wichtigen Befestigungen gestützt und auf das Ausland rechnend, glaubten
sie, den Kampf gegen Preußen und Osterreich siegreich durchfechten zu können,
b) Der Verlauf des Krieges.
Am 31. Januar standen die vereinigten Preußen und Österreicher zum Ein-
marfch in Schleswig bereit; es waren ungefähr 60000 Mann. Den Oberbefehl über