Kap. 12. § 70 u. 71. Maximilian I. 49
(70.) Auf Wilhelm V folgte Herzog Maximilian I, welcher während 1598
der langen Dauer seiner Regierung sich als einen der ausgezeichnetsten Be- bis
Herrscher Baierns und als einen der charaktervollsten, selbständigsten deutschen
Fürsten erwies. Er beschränkte vor allem den Überfluß am Hofe und stellte
eingerissene Unordnungen ab, ohne die fürstliche Würde zu beeinträchtigen.
Er nahm nur zweimal zu landständischen Geldverwilligungen seine Zuflucht,
im übrigen eröffnete er selbst die nötigen Hilfsquellen, namentlich durch das
Salzmonopol. Ihm verdankt das Land eine neue Landrechts-, Gerichts¬
und Polizeiordnung vom Jahre 1616.
In der Voraussicht eines Zusammenstoßes der beiden einander so schroff
gegenüberstehenden Religionsparteien sorgte er in seinem Lande für Ver¬
besserung des Kriegswesens durch Anwerbung von Söldnern, durch
Anordnung und Einübung einer Landwehr, Aufstellung einer starken Ar¬
tillerie und Anschaffung vieler Geschütze, durch Befestigung wichtiger Plätze,
und berief den kriegsgeübten Czerklas von Tilly, einen Niederländer, an
die Spitze seines Heeres.
Dem ersten Ausbruch religiöser Gereiztheit zwischen den Katholiken und
Protestanten, der 1607 die Ächtung der Reichsstadt Donauwörth und
ihre Herabsetzung zu einer bairischen Landstadt nach sich zog, folgte (1608)
die Errichtung der protestantischen Union durch Kurfürst Friedrich IV
von der Pfalz und (1609) der katholischen Liga durch Herzog Maxi¬
milian von Baiern, so daß merkwürdigerweise zwei Wittelsbacher
einander gegenüberstanden und im Jülichischen Erbschaftsstreit
schon fast mit den Waffen aneinander geraten wären. — Nach Kurfürst
Friedrichs IV Tode folgte ihm sein Sohn Friedrich V in der Kurwürde 1610
sowohl als auch in der Leitung der protestantischen Union.
(71.) Die Spannung steigerte sich mehr und mehr und erreichte besonders
durch die Reformationsjubelfeier des Jahres 1617 den höchsten Grad.
Als sodann ber Aufstand der Böhmen gegen König Ferdinand und
bie Annahme ber böhmischen Krone von Seite bes jungen Kurfürsten
Friebrich V von ber Pfalz, welchen Maximilian vergebens babor gewarnt
hatte, den Brand des dreißigjährigen Krieges entzündete, entwickelte Maxi- 1618
milian im Laufe desselben jene Thatkraft, welcher der Katholizismus
in Deutschland seinen Sieg, das deutsche Reich die Aufrechterhaltung
seiner Verfassung und Baiern die Erwerbung ber Kurwürbe berbanfte 1623
samt bem Besitze ber Oberpfalz bttrch einstweilige Belehnung auf Lebens¬
zeit, bie sich später in Erblichkeit berwanbelte.
Kaiser Ferdinand hatte nämlich dem Herzog Maximilian für seinen Beistand im
Kampfe gegen Böhmen in dem Münchener Vertrag nicht nur die Oberleitung
der Liga mit unbeschränkter, selbst jede Einwirkung des Kaisers ausschließender Gewalt
eingeräumt, sondern auch für alle seine Unkosten Entschädigung versprochen; bis zur
Verwirklichung dieser Entschädigung sollten dem Herzog die österreichisch-habsburgisch en
Länder und Güter verpfändet sein, ja für etwaigen Länderverlust sollte Maximilian
einen gleichen Teil österreichischen Gebiets bekommen.
Als daher Maximilian im Beginn des Krieges mit seinem 30,000 Mann starken
Heere Oberösterreich (das Land ob der Enns) für den Kaiser besetzt hatte, behielt er
es einstweilen als Unterpfand für seinen Kriegskostenaufwand. — Nach der
Schlacht an dem weißen Berg (t>. 8. Nov. 1620), welche Maximilian in Person
mit dem ligistischen Heere entschied und deren Verlust Friedrich dem V die böhmische
Krone und seine Kurpfalz kostete, kehrte Maximilian nach München zurück, worauf
Dittmar, bair. Gesch. 4. Aufl. 4