vorbei, und es schauert dich, so denkt er just nicht daran, daß du
evangelisch oder katholisch bist, und sagt: Gelobt sei Jesus Christ! Also
grüßt Gott manchen, der ihm nicht antwortet und nicht dankt. I. P. Hebel.
73. Abendlied.
1. Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar;
der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.
2. Wie ist die Welt so stille
und in der Dämmrung Hülle
so traulich und so hold,
als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt!
3. Seht ihr bcu Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil imsre Augen sie nicht seh'n.
4. Wir stolze Menschenkinder
sind eitel arme Sünder
und wissen gar nicht viel,
wir spinnen Lustgespinste
und suchen viele Künste
und kommen weiter von dem Ziel.
5. Gott, laß dein Heil uns schauen,
auf nichts Vergünglich's trauen,
nicht Eitelkeit uns freu'n!
Laß uns einfältig werden
und vor dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein!
6. Woll' endlich sonder Grämen
aus dieser Welt uns nehmen,
durch einen sanften Tod!
und wenn bu uns genommen,
laß uns in 'n Himmel kommen,
du, unser Herr lind unser Gott!
7. So legt euch denn, ihr Brüder,
in Gottes Namen nieder!
kalt ist der Abendhauch.
Verschon' uns, Gott, mit Strafen
und laß uns ruhig schlafen —
und unsern kranken Nachbar auch! M. Claudius.
74. Zur Nacht.
1. Verrauscht ist das Getümmel,
die stille Nacht bricht an;
der Mond am hohen Himmel
geht schweigend seine Bahn.
2. Ich falte froh die Hände,
ich weiß, du wachst bei mir;
mein Gott und Vater, wende
dein Antlitz nie von mir!