Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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Doch war auch das von den Römern zu Gallien gerechnete linke Rheinufer von 
germanischen Völkerschaften besetzt; — auf der rechten Donauseite wohnten keltische 
Völker. 
Das Land war rauh, unwegsam, sumpfig und waldbedeckt (der her- 
cynische Wald), ohne bedeutenden Anbau (Getreide, Flachs, kein edles Obst), 
doch reich an Vieh. Die Wälder, voll riesiger Bäume, nährten viele wilden 
Tiere (Ur, Elen, Bär 2c. zc.). Städte gab es nicht, nur Dörfer und einzel- 
liegende Höfe (s. Bild 6; Pfahlbauten Bild 5). 
2. Die Germanen, in unvordenklicher Zeit aus Hochasien einge- 
wandert, der arischen oder indo-europäischen Völkerfamilie — wie 
die Inder und Perser, die Griechen und Römer, die Kelten und die Slaven 
— angehörig, „ein und ermisch tes, reines, nur sich selbst ähnliches Volk," 
unterschieden sich durch hohe, kraftvolle Gestalt, blaue, trotzig blickende Augen 
und rötliches Haar von den übrigen europäischen Völkern. Der Name Ger- 
mancn, der wahrscheinlich „N achbarn" bedeutet (ein keltisches Wort), wurde 
ihnen zuerst in Gallien, dann von den Römern beigelegt. Der Name Deutsche 
ist erst gegen das 10. Jahrhundert hin aufgekommen: er ward zuerst von der 
Sprache gebraucht (diutisk d. i. zum Volke gehörig, volksmäßig, von diot 
d. i. „Volk"). „In alten Liedern feierten sie den erdgeborenen Gott Tui sto 
und dessen Sohn Mannus (d. h. den ersten Mann) als Stammväter und 
Stifter ihres Volkes. Dem Mannus teilten sie drei Söhne zu, nach deren 
Namen 1. die an der Nordsee wohnenden Stämme Jng äv onen, 2. die in 
Mitteldeutschland Hermionen, 3. die übrigen („zunächst an dem Rhein") 
Jstävonen hießen." Diese Hauptstämme zerfielen in eine Menge ein- 
zelner Völkerschaften. Die wichtigeren derselben waren: 
A. Links vom Rheine (also, nach römischer Bezeichnung, in 
Gallien): 
1. die Trevörer, Trierer; 
2. die Nervi er in Belgien; 
„Trevkrer und Renner machten mit eifersüchtigem Ehrgeiz ihren germa¬ 
nischen Ursprung geltend, gleich als ob sie durch solchen Adel des Blutes vor der 
Gleichstellung mit den thatenlosen Galliern bewahrt würden." (Tacitus.) 
3. die Batäver auf der Insel zwischen Waat und Rhein. 
B. Rechts vom Rheine: 
1. die Chatten, d. i. Hessen, 
„ausgezeichnet durch große Abhärtung, gedrungenen Gliederbau, drohenden 
Blick, lebhaften Mut und klugen Sinn. Ihre Hauptstärke beruhte auf dem Fußvolk. 
Die Jünglinge ließen Haar und Bart wachsen und legten diese Tracht, mit der sie sich 
der Tapferkeit verpfändeten, erst ab, wenn sie einen Feind getötet hatten. Die aller» 
tapfersten trugen überdies noch einen eisernen Ring — das Schmachzeichen der Knecht¬ 
schaft — wie eine Fessel, bis sie durch Erlegung eines Feindes sich lösten ;*
	        
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