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Türkenlouis) schlug sie in mehreren Schlachten; die glänzendsten Erfolge aber
errang Prinz Eugen, „der edle Ritter".
Prinz Eugen von Savoyen, geb. (1663) zu Paris, Sohn des französischen Generals
Prinzen Eugen Moritz von Savoyen-Carignan, — für den geistlichen Stand bestimmt,—
sucht vergebens Aufnahme in den französischen Militärdienst, — tritt 1683 als Reiteroberst
in des Kaisers Dienst, — bald hervorragend in den Kämpfen gegen die Türken und
Franzosen, 1692 Feldmarschall, — 1697 Oberbefehlshaber im Türkenkriege, Sieger bei
Z enth a an der Theiß, — Österreichs größter Feldherr und Staatsmann.
Österreich behielt nicht allein Ungarn (das es erblich mit sich verband),
sondern bekam im Karlowitzer Frieden (1699) auch Siebenbürgen und
Slavonien.
Während Leopolds Regierung wurde:
1. für Braunschweig-Lüneburg oder Hannover eine neunte Kurwürde errichtet(1692);
2. der Kurfürst vonSachsen (August II.) nach dem Tode Johann Sobieskys zum Könige
von Polen erwählt 1697, weshalb er zur katholischen Kirche übertrat.
4. Die spanische Erbfolge — Preußen Königreich. Kurfürst Fried-
rich IH. von Brandenburg hatte in den beiden letzten Kriegen für den Kaiser
rühmlich mitgekämpft, ohne zunächst für sein Land einen Gewinn davon-
zutragen. Nun aber bot sich eine gerade für ihn sehr verlockende Aussicht,
nämlich aus die Erwerbung des königlichen Titels. Die Gelegenheit dazu
ergab sich durch die streitige spanische Erbfolge.
In Spanien erlosch mit dem Tode des kinderlosen Königs Karl II.
1700 das spanisch-habsburgische Haus. Auf die große Erbschaft,
welche Spanien, Neapel mit Sizilien, Belgien und die Länder in Amerika
umfaßte, machten Ansprüche der Kaiser Leopold I. und Ludwig XIV.,
die mit Schwestern des Königs Karl II. vermählt gewesen. Der Kaiser be-
stimmte seinen zweiten Sohn, Karl, Ludwig XIV. seinen zweiten Enkel,
Philipp vonAnjou, zum Erben des spanischen Reiches. Der letztere,
welcher auch in Karls Testament zum Erben ernannt war, nahm nach dessen
Tode als Philipp V. den Thron Spaniens in Besitz. Mit dem Kaiser
verbanden sich die Seemächte Holland und England (unter Wilhelm III. von
Oranien, seit 1702 unter Wilhelms Schwägerin Anna), mit Ludwig die
Kurfürsten von Bayern und von Köln.
Für den Kaiser wurde es nun besonders wichtig, die Unterstützung
Brandenburgs zu gewinnen. Der Kurfürst war bereit, mit seinem ganzen
Heere dem Kaiser beizustehen, wenn dieser ihm dafür gestatte, für sein außer-
deutsches Land, das Herzogtum Preußen, den Königstitel anzunehmen. Mit
Einwilligung des Kaisers setzte er dann sich und seiner Gemahlin Sophie
Charlotte am 18. Januar 1701 zu Königsberg unter großartigen Feier-
lichkeiten die Königskrone auf und nannte sich seitdem Friedrich I.,
König in Preußen (Stiftung des schwarzen Adlerordens).