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Engländer. Auch inOstindien erwarb England große Besitzungen. Die oft-
indifcheKompagnie gründete dort durch glückliche Kämpfe gegen die Statt¬
halter (Nabobs) des Großmoguls ein Reich, welches bald an Umfang und Be-
völkerung das Mutterland weit übertraf. Bengalen wurde unterworfen (Lord
Clive), der mächtige indische Fürst Tip p o Sah ib bezwungen (1798) und durch
immer fortschreitende Eroberungen die englische Herrschaft in Ostindien so aus-
gedehnt, daß sie vom Himalaya bis Ceylon, vom Indus bis zum Jrawaddy sich
erstreckt und über 200 Millionen Menschen gebietet, wozu noch die sogenannten
Schutzstaaten mit 50 Mill. Bewohnern kommen. Eine weitere Ausbreitung er-
hielt das englische Kolonialwesen durch des Weltumseglers Cook drei Ent¬
deckungsreisen (1768—1779). Dagegen rissen sich die nordamerikanischen Kolo-
nieen von England los.
3. Der nordamerikanische Freiheitskrieg 1776—1783.
Die englischen Kolonieen in Nordamerika, um die Mitte des 18. Jahrhun¬
derts etwa drei Millionen Einwohner zählend, waren durch Ackerbau, Handel und
Gewerbfleiß mehr und mehr emporgeblüht. Vergebens suchte England, dessen
Staatsschuld durch den letzten Seekrieg mit Frankreich sehr vermehrt worden war,
sie durch Einführung des Stempelpapiers zu besteuern. Darauf veranlaßte der
auf den Thee gelegte Eingangszoll einen Aufstand zu Boston (1773), der
sich schnell ausbreitete. Der Handelsverkehr mit England wurde abgebrochen, und
da nun die englische Regierung (gegen den Willen des älteren Pitt) Gewalt an-
zuwenden begann, so erklärten sich die 13 vereinigten Staaten für
unabhängig 1776(4. Juli). Ihr Oberbefehlshaber im Kriege war Washington.
Georg Washington, geb. 1732 in Virginien, Sohn eines vermögenden Gutsbesitzers;
— früh vaterlos, erhält er gleichwohl eine treffliche Erziehung, — wird als Offizier im
Kampfe mit Indianern und Franzosen militärisch gebildet; — lebt dann als Pflanzer
in Mount Vernon; — übernimmt jetzt den Oberbefehl ohne Gehalt.
Er schuf unter großen Schwierigkeiten ein Heer, das freilich nicht sogleich
den kriegsgeübteren Engländern (unter denen auch hessische Truppen) gewachsen
war; sein ÜbergangüberdenDelaware bildete den Wendepunkt. Frank-
reich und Spanien gewährten den Amerikanern Unterstützung, was vorzüglich
durch die geschickte Unterhandlung Franklins bewirkt wurde.
Benjamin Franklin, geboren zu Boston 1706, eines Seifensieders jüngstes (16.)
Kind;—wird Buchdruckerlehrling, bildet durch großen Fleiß sich selbst zum Schriftsteller;
— wird in Philadelphia Buchdruckereibesitzer, giebt eine Zeitung und einen jährlichen
Kalender, den „Almanach des armen Richard", heraus; — erfindet den Blitzableiter; —
wird Generalpostmeister aller englisch-amerikanischen Kolonieen, — beim Ausbruche des
-Streites Bevollmächtigter Pennsylvaniens in England, — 1776—1785 Gesandter am
französischen Hofe.
DieGesangennehmung einer englischen Armee (bei I)orktown
in Virginien 1781) entscheidet den Krieg. Im Frieden zu Versailles 1783
muß England die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten anerkennen.
An der Spitze der Freistaaten (jetzt 40 mit fast 60 Millionen Einwohnern) steht ein,
jedesmal auf 4 Jahre gewählter Präsident(erster Präsident 1789-1797 Washington);
die Gesetze giebt der Kongreß, der aus dem Senate und dem Hause der Repräsentanten
besteht; die Bundeshauptstadt ist Washington im Distrikte Kolumbia.