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Thurgau, besucht 8 Jahre das Gymnasium in Augsburg; später ist er Zögling des schwei-
zerischen Generals Düfour in den Kriegswissenschaften, 1834 Berner Artilleriehaupt¬
mann; — macht 30. Oktober 1836 einen Au fstandsversuch in Straß bürg (da er
sich nach dem Tode des Herzogs von Reichstadt 1832, des sogenannten Napoleon II., als
den Erben Napoleons I. betrachtete), wird gefangen und nach Amerika gebracht, kehrt
jedoch 1837 zurück und begießt sich, da die französische Regierung seinen Aufenthalt in
der Schweiz nicht dulden will, 1838 nach England; — benutzt die durch Überführung
der Asche Napoleons I. nach Paris neu erregte napoleonische Begeisterung zu dem Auf-
standsverfuche in Boulogne 6. August 1840,—wird zu lebenslänglicher Ge-
fangenschast verurteilt und nach der Citadelle in Hamm gebracht, — entweicht, als
Arbeiter verkleidet, 1846 der Haft und geht nach London, — kommt nach dem Ausbruch
der Februarrevolution nach Paris, um „unter die Fahne der Republik zu treten", und
wird in 5 Departements zum Mitglied der verfassunggebenden Nationalversammlung
gewählt.
3. Italien.
Schon vor der Februarrevolution waren in mehreren Staaten Italiens Un-
ruhen entstanden. Im März 1848 empörten sich, angefeuert durch die Ereignisse
in Frankreich, die Lomb arden gegen die österreichische Herrschaft. Der König
Karl Albert von Sardinien, den Aufstand unterstützend, erklärte an Österreich
den Krieg und rückte mit einem Heere in die Lombardei ein. Aber der alte öster¬
reichische Feldmarschall Radetzky besiegte ihn in den Schlachten bei Custozza
1848 (Juli) und bei Novara 1849 (März), sodaß er die Krone zu Gunsten
seines Sohnes Viktor Emanuel niederlegte. Der neue König von Sardinien
schloß Frieden mit Österreich, das nach der Einnahme Venedigs alle seilte italieni¬
schen Länder wieder im Besitze hatte. — Überall in Italien wurde nach Über-
wältigung der Revolution der alte Zustand zurückgeführt; nur im Königreiche
Sardinien blieb die 1848 erteilte Verfassung bestehen.
4. Deutschland.
a. Nach dem Ausbruche der französischen Februarrevolution erhoben sich
auch in den deutschen Staaten allenthalben Volksbewegungen, die so-
genannten Märzunruhen. Man verlangte von den Fürsten größere
Ausdehnung der Volksrechte (demokratische Staatsverfassungen) und
Umgestaltung der längst als ungenügend erkannten deutschen Bundes-
Verfassung. Zu blutigen Aufständen kamesimGroßherzogtumBaden,
in Wien und in Berlin. In Baden (unter dem wohlwollenden
Großherzog Leopold seit 1830) erklärten bewaffnete Freischaren die Re-
publik, wurden jedoch mit Truppenmacht vorläufig besiegt. In Wien
mußte (13. März) der verhaßte Staatskanzler Metternich abdanken,
und bald darauf verließ der Kaiser die aufrührerische Hauptstadt. In
Berlin befahl der König, als ungeachtet seiner die Volkswünsche er-
füllenden Bewilligungen (18. März) ein Straßenkampf ausgebrochen
war, den Abzug der Truppen, um größerem Blutvergießen Einhalt zu
thun.