Object: [Teil 3 = Kl. 7, [Schülerbd.]] (Teil 3 = Kl. 7, [Schülerbd.])

die Leute, denn sie war frisch wie Morgentau und süß wie Nußkern. 
Obwohl die Pferde des Bauern alltäglich nur einige Hände voll Hafer 
und ein wenig Heu verzehrten, waren sie doch glänzend und schön und 
fromm und feurig zugleich, beschafften sie vor dem Pfluge oder dem 
Wagen doppelt soviel als früher. Auch mit den Hühnern war es ein 
seltsames Ding. Sie legten und legten fast das ganze Jahr hindurch, 
jegliches alltäglich ein großes, rundes Staatsei, zuweilen gar mit zwei 
Dottern, und niemals geschah es, wenn eine Glucke gesetzt wurde, daß 
sich auch nur eines von den untergelegten Eiern faul erwies, oder daß 
später von den Küchlein der Habicht oder der Weih eines erwischte. 
Dies alles gefiel dem Bauern und der Bäuerin gar wohl, und da sie 
recht gut wußten, wem sie diesen Segen zu verdanken hatten, so priesen 
sie das kleine Männlein alle Tage, und niemals ward die herkömmliche 
Gabe versäumt. 
2. 
Eines Tages im Winter aber, als es bei hellem Sonnenschein so 
recht Stein und Bein fror und die Eiszapfen wie gläserne Keulen von 
den Dächern hingen, saß der Bauer recht behaglich in seinem Sorgen¬ 
stuhl am warmen Ofen und wartete auf sein Mittagessen. Es gab sein 
Lieblingsgericht, Schweinsrippenbraten mit Pflaumen und Äpfeln gefüllt, 
und süße Düfte dieses köstlichen Gerichtes wehten jedesmal, wenn die 
Tür geöffnet wurde, verheißungsvoll aus der Küche hervor. Da er nun 
in der Erwartung des Guten so behaglich in der Wärme saß, empfand 
er eine Abneigung, hinauszugehen in den eisigen Wintertag und die kalte 
Scheune, nur um der einen kleinen Gerstenähre willen. Er rief deshalb 
seinen Knecht und sagte ihm, was er tun solle. Dieser, ein vorwitziger 
Gesell, hatte schon lange Begehren getragen, das sonderbare Männlein, 
darüber man im Dorfe die wunderlichsten Dinge erzählte, zu sehen, und 
ging eilfertig in die Scheune, wo er das Wichtlein schon wartend antraf. 
Als er ihm den Halm nun darreichte, konnte er sich nicht enthalten, das 
kleine Geschöpf wie zufällig ein wenig mit den spitzen Grannen der Ähre 
ins Gesicht zu kitzeln, also daß es sehr prustete und wunderliche Gesichter 
zog. Darüber wollte sich der Knecht vor Lachen innerlich ausschütten. 
Als er nun aber sah, wie der kleine Mann mit schwerem Gestöhn den 
Halm auf die Schulter wuchtete und unter Schnaufen davonschleppte, 
da erschien ihm solches dermaßen lächerlich, daß er sich nicht enthalten 
konnte zu rufen: „Nun sieh einer das Krabauterding, wie es sich hat, 
als wenn der Halm ein Bindebaum wäre!" Sodann schlug er mit den 
Händen mehrfach auf die Knie seiner Lederhosen und lachte unbändig.
	        
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