die Leute, denn sie war frisch wie Morgentau und süß wie Nußkern.
Obwohl die Pferde des Bauern alltäglich nur einige Hände voll Hafer
und ein wenig Heu verzehrten, waren sie doch glänzend und schön und
fromm und feurig zugleich, beschafften sie vor dem Pfluge oder dem
Wagen doppelt soviel als früher. Auch mit den Hühnern war es ein
seltsames Ding. Sie legten und legten fast das ganze Jahr hindurch,
jegliches alltäglich ein großes, rundes Staatsei, zuweilen gar mit zwei
Dottern, und niemals geschah es, wenn eine Glucke gesetzt wurde, daß
sich auch nur eines von den untergelegten Eiern faul erwies, oder daß
später von den Küchlein der Habicht oder der Weih eines erwischte.
Dies alles gefiel dem Bauern und der Bäuerin gar wohl, und da sie
recht gut wußten, wem sie diesen Segen zu verdanken hatten, so priesen
sie das kleine Männlein alle Tage, und niemals ward die herkömmliche
Gabe versäumt.
2.
Eines Tages im Winter aber, als es bei hellem Sonnenschein so
recht Stein und Bein fror und die Eiszapfen wie gläserne Keulen von
den Dächern hingen, saß der Bauer recht behaglich in seinem Sorgen¬
stuhl am warmen Ofen und wartete auf sein Mittagessen. Es gab sein
Lieblingsgericht, Schweinsrippenbraten mit Pflaumen und Äpfeln gefüllt,
und süße Düfte dieses köstlichen Gerichtes wehten jedesmal, wenn die
Tür geöffnet wurde, verheißungsvoll aus der Küche hervor. Da er nun
in der Erwartung des Guten so behaglich in der Wärme saß, empfand
er eine Abneigung, hinauszugehen in den eisigen Wintertag und die kalte
Scheune, nur um der einen kleinen Gerstenähre willen. Er rief deshalb
seinen Knecht und sagte ihm, was er tun solle. Dieser, ein vorwitziger
Gesell, hatte schon lange Begehren getragen, das sonderbare Männlein,
darüber man im Dorfe die wunderlichsten Dinge erzählte, zu sehen, und
ging eilfertig in die Scheune, wo er das Wichtlein schon wartend antraf.
Als er ihm den Halm nun darreichte, konnte er sich nicht enthalten, das
kleine Geschöpf wie zufällig ein wenig mit den spitzen Grannen der Ähre
ins Gesicht zu kitzeln, also daß es sehr prustete und wunderliche Gesichter
zog. Darüber wollte sich der Knecht vor Lachen innerlich ausschütten.
Als er nun aber sah, wie der kleine Mann mit schwerem Gestöhn den
Halm auf die Schulter wuchtete und unter Schnaufen davonschleppte,
da erschien ihm solches dermaßen lächerlich, daß er sich nicht enthalten
konnte zu rufen: „Nun sieh einer das Krabauterding, wie es sich hat,
als wenn der Halm ein Bindebaum wäre!" Sodann schlug er mit den
Händen mehrfach auf die Knie seiner Lederhosen und lachte unbändig.