Full text: Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen

200 VI. Das Deutsche Reich zu Ende des Mittelalters. 
Wahl- oder Kurfürsten genannt — auf sieben fest; diese waren: 
die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König 
von Böhmen, der Pfalzgraf am Rhein, der Herzog von 
Sachsen-Wittenberg und der Markgraf von Branden- 
bürg. Für seine Erblande, die er durch Brandenburg, die 
Lausitz, Schlesien und die Oberpfalz vergrößerte, war Karl 
ein trefflicher Herrscher. In seiner Hauptstadt Prag gründete er eine 
1348] Universität, die erste in Deutschland, die bald 7000 Studierende 
Zählte. Er legte Bergwerke an, beförderte Handel und Gewerbe, 
hob den Ackerbau, zog Künstler an seinen Hof und verschönerte 
Prag durch prächtige Bauwerke (Hradschm). 
Während der Regierung seines Sohnes, des unfähigen und 
trägen, bald nur auf Befriedigung seiner Begierden und seiner Launen 
1378—1400] bedachten Wenzel, riß in Deutschland wilde Unordnung 
und Gesetzlosigkeit ein. Das Faustrecht stand wieder in vollster 
Blüte; jeder Stand mußte sehen, wie er sich selbst schützen konnte. 
Adels- und Städtebündnisse bildeten sich, die untereinander oder mit 
der Fürstenmacht in beständiger Fehde lagen, und die deutschen 
Gaue wurden aufs grauenvollste verheert. Und Wenzel tat wenig 
oder nichts, um der allgemeinen Verwirrung ein Ende zu machen. 
Da traten die vier rheinischen Kurfürsten zu Oberlahnstein zu- 
sammen, entsetzten ihn seiner Würde und wählten an seiner Statt 
1400—1410] Ruprecht von der Pfalz zum Kaiser. Ruprecht war 
ein Mann, der das Beste des Reiches im Auge hatte, aber nicht 
mächtig genug war, seinen Willen mit Nachdruck geltend zu machen. 
Untätig mußte er zusehen, wie seine Landfriedensgebote mißachtet 
wurden, und wie die Fürsten die kaiserlichen Rechte krankten. 
1410—1437] Ruprechts Nachfolger war Sigmund, Wenzels 
Bruder, Kurfürst von Brandenburg und König von Ungarn, 
später auch von Böhmen. In seine Regierungszeit fallen die 
Reformationsbestrebnngen, die auf den Kirchenversammlungen 
zu Konstanz und zu Basel ihren Ausdruck fanden, die verheerenden 
Hussitenkriege und die Erwerbung Brandenburgs durch die 
Zollern. 
Mit Sigmund starb das lützelbnrgische Haus aus, und die 
Fürsten wählten seinen Schwiegersohn und Erben, Albrecht II. von 
1438—1439] Österreich, zu seinem Nachfolger. Er war ein Fürst 
von Tatkraft und Willensstärke, tapser und unternehmend, gerecht 
und weise: und so wäre seine Regierung ein Segen sür das Reich 
geworden, hätte ihn nicht ein allzu früher Tod dahingerafft. 
1440—1493] Ihm folgte Friedrich III., ein Mann, der sich am 
liebsten gelehrten Spielereien hingab und seiner hohen Stellung 
durchaus nicht gewachsen war. Die Böhmen und Ungarn fielen
	        
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