Full text: Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen

12 I. Die morgenländischen Völker des Altertums. 
wie man später erzählte, die Besorgnis des wegen seines Reichtums 
sprichwörtlich gewordenen Königs Krösus von Lydien in Kleinasien. 
Er fragte das Orakel zu Delphi in Griechenland um Rat und er- 
hielt die Antwort: wenn er über den Halys ginge, so wurde er ein 
großes Reich zerstören. Den Spruch zu sehen Gunsten deutend, be¬ 
gann er den Kampf. Er wurde geschlagen, seine Hauptstadt Sardes 
erobert und er selbst zum Gefangenen gemacht. Der griechischen Sage 
nach zum Tode in den Flammen verurteilt, stand er bereits auf 
dem Scheiterhaufen. Da erinnerte er sich der Worte Solons, 
daß niemand vor feinem Tode glücklich zu preisen sei, und rief 
seufzend dreimal den Namen des weisen Atheners. Cyrns ließ ihn 
fragen, wen er anriefe: Krösus gab ihm Bescheid, und der siegreiche 
König war davon so betroffen, daß er dem Gefangenen nicht nur 
das Leben schenkte, sondern ihn auch als Freund bei sich behielt. 
Nach der Eroberung Lydiens unterwarf Cyrus auch die ionischen 
ö40 (griechischen) Küstenstädte Kleinasiens. Dann zog er vor Babel, 
eroberte es mittels Ableitung des durch die Stadt fließenden Enphrat 
und machte damit dem babylonischen Reiche ein Ende. Den ge¬ 
fangenen Juden gab er die Erlaubnis zur Rückkehr in die Heimat. 
ö36 Hierauf wollte er auch die streitbaren Massageten, einen am 
Jaxartes (Sir) wohnenden scythischen Volksstamm, unter seine 
r Herrschaft beugen. Aber hier war dem Helden fein Ziel gesteckt. 
Die Perser erlitten starke Verluste, und Cyrns selbst fand 
529 seinen Tod. 
Cyrns' Sohu und Nachfolger Kambyses, ein jähzorniger, grau- 
famer Fürst, überzog Ägypten mit Krieg, schlug Psametik III. in 
525 ber Schlacht bei Pclnsinm und machte das Land zur persischen 
Provinz. Auch Äthiopien und die Oase des Jupiter Ammou 
«Siwah» wollte er erobern. Aber das gegen Ammonium gesandte 
Heer wurde durch Wüstenstürme im Flugsande verschüttet und das 
zweite gegen Äthiopien aufgebotene durch Hunger zur Umkehr genötigt. 
Während sich Kambyses in Ägypten aufhielt, bemächtigte sich in Snsa 
ein Magier, der sich für des Königs Bruder Bardija ausgab, des 
Thrones. Schnell brach Kambyses nach Persien auf, starb aber 
unterwegs an einer Wunde, die er sich aus Unvorsichtigkeit selbst 
beigebracht hatte. Sieben Monate lang vermochte sich der Magier 
zu behaupten. Endlich kam man dem Betrüge auf die Spur, und 
sieben edle Perser verschworen sich, den falfchen Bardija zu töten. 
Nach vollbrachter Tat beschlossen sie, eilten aus ihrer Mitte zum 
Könige zu bestimmen. Das Los traf Darms Hystaspis, der durch 
Kraft und Klugheit seine Herrschaft befestigte und erweiterte. Er 
eroberte und bestrafte das aufrührerische Babel und unternahm einen 
513 Kriegszug nach Europa gegen die jenseit des Ister (Donaui wohnenden
	        
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