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frommer Glaube ihm beschädigt. Vielen kam der Zweifel und vielen
Gleichgültigkeit.
Und der ehrliche Hauswirt fühlte, daß er in einer unseligen Welt
stand; Ströme Blutes rannen, wild stieß ein Stamm ans den andern;
die zusammen gehörten, trennten sich feindlich, niederträchtige That war
häufig, die Treue war kleiner geworden, viel wildes Unkraut auf
menschenleeren Feldern, viele zerstörte Städte und bleichende Gebeine
Erschlagener; grimmes Leid erfuhr jeder mit seinem Volk, und schwere
Thaten hatte er selbst geübt in Not und Übermut. Mitten in den
Kämpfen um Leben und Schätze regte sich in seinem nachdenkenden Ge¬
müt ein Schmerz über die eiserne Zeit, und die uralte wehmütige Be¬
trachtung der Natur, die durch den Wechsel von deutschen Sommern und
Wintern erregt wird, kam ihm auch, wenn er das Geschick seines Volkes
überdachte. Wie die Freuden des Sommers vergehen, mochte auch die
Kraft seines Stammes schwinden, denn traurig ging alles hin, was der
Welt zur Freude war. — Und wenn der Sänger vor den verkohlten
Balken der niedergebrannten Halle saß und seines erschlagenen Häupt¬
lings gedachte, dann drang derselbe bange Klageton ans seiner Brust:
„Gefallen ist alle Macht, gewichen die Freude, nur die Schwachen hausen
und behalten die Welt, gebrauchen sie in Mühe. Gebeugt ist die Blüte,
der Erde edle Art altert und welkt wie jeglicher Mann in der Menschen¬
welt, die Zeit überkommt ihn, das Antlitz bleicht, grauhaarig betrauert
er traute Gesellen, Geschlechter der Edlen, gesenkt in den Grund." —
Ähnliche ernste Auffassung des Lebens war, so scheint es, dem Germanen
von je eigen, sie wurde aber während der Wanderzeit trauriger. Und
dabei beengte ihn Angst und grübelnde Sorge, was aus ihm werden
solle nach diesem Leben. Wenn die Krieger ihrem gestorbenen König das
Totenschiff rüsteten und das Seeroß mit dem Leichnam den Wellen über¬
gaben, „dann war traurig ihr Sinn und kummervoll ihr Mut, nicht
wußten wahrhaft zu sagen die Saalberater, die Helden unter dem Himmel,
wer diese Fracht empfing."
Da drang in sein Ohr die geheimnisvolle Kunde, daß Allvater
einen neuen Sohn nach der Menschenerde gesandt habe, der neue Lehre
und neue Weisheit verkünde, der sich zum Herrn der Seelen aufgeworfen
habe und gebieterisch heische, daß man ihm nachfolge. Er vernahm, daß
die neue Lehre stark mache bei Männerarbeit, in der Schlacht, im Tode,
daß man aber dem alten Glauben entsagen und sich dem neuen Gott
als Mann und Knecht zuschwören müsse.
Als der Christenglaube zu den Germanen kam, hatte er selbst durch
drei Jahrhunderte in der antiken Welt große Wandlungen hervorgebracht
und nicht geringere erfahren. Länger als ein Jahrhundert war er zu
Rom ein Glaube der Fremden, Armen, Gedrückten. In geheimen Ver¬
sammlungen, in enger Genossenschaft warteten die Gläubigen auf die
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