Full text: Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen

3. Marius und Sulla, 81 
gezogen und durch das Tal der Etsch in Oberitalien eingebrochen. 
Hier stand ein römisches Heer unter dem Konsul Lutatius Catulus, 
das sich, von panischem Schrecken ergriffen, eilig über den Po zu- 
rückzog. Da kam Marius mit seinen siegreichen Truppen herbei, 
beide Feldherren zogen nun dem Feinde entgegen und lieferten ihm 
auf der raudischen Ebene (bei Vercellä) eine Schlacht, die mit 101 
der Vernichtung der Kimbern endete. Marius wurde mit einem 
glänzenden Triumph und mit dem Ehrennamen des „dritten Gründers 
von Rom" belohnt. 
Die nächsten Jahre vergingen unter erbitterten Kämpfen zwischen 
der Nobilität und der Volkspartei. An der Spitze der ersteren 
stand jetzt Cornelius Sulla, ein Mann, der sich schon als Unter- 
feldherr des Marius in den Kriegen gegen Jngnrtha und gegen die 
Kimbern und Teutonen durch seine Klugheit und Tapferkeit hohen 
Ruhm erworben hatte. Er stammte aus einem alten patrizischen 
Geschlechte, besaß eine gründliche Bildung, war beredt, listig und 
geschickt im Verbergen seiner Absichten. Ihm übertrug der Senat 
den Oberbefehl gegen den König Mithridates (Mithradates) von 88 
Pontns (an der Nordküste Kleinasiens), der zu jener Zeit die 
römischen Provinzen des Ostens bedrohte. Kaum aber hatte sich 
Sulla von Rom entfernt, als die Volkspartei einen Beschluß herbei- 
führte, welcher ihm den Oberbefehl entzog und Marius damit be- 
traute. Doch Sulla verweigerte den Gehorsam, brach mit den ihm 
ergebenen Truppen nach Rom auf und trieb die Gegner in die Flucht. 
Dann trat er seinen Feldzug gegen Mithridates an, den er nach 
kurzem Kampfe zum Frieden nötigte, während Marius als Flüchtling 
an den Küsten Italiens und Afrikas umherirrte. 
Bald nachdem Sulla Italien verlassen hatte, erhob der Konsul 
Cinna, ein Anhänger des Marius, die Fahne des Aufruhrs. Durch 
Geld und Versprechungen brachte er die in Unteritalien stehenden 
Truppen auf seine Seite und rückte in Gemeinschaft mit dem aus 
der Verbannung zurückgekehrten Marius vor die Mauern Roms. 
Hunger, Seuchen und innere Zwietracht zwangen die Stadt zur 
Ergebung. Nun folgte eine Schreckensherrschaft, wie Rom noch 87 
keine gesehen hatte. Banden roher und verwilderter Soldaten durch- 
zogen raubend und mordend die Straßen, die Häupter der Vor- 
nehmen wurden erschlagen, ihre Häuser geplündert und zerstört, ihre 
Güter eingezogen, ihre Leichen uubeerdigt deu Hunden und Raub¬ 
vögeln preisgegeben. Am ärgsten wütete Marius. Aber die furcht- 
bare Aufregung, in die den siebzigjährigen Greis die eigene Mord- 
wut versetzte, warf ihn aufs Krankenlager, und beladen mit dem 
Fluche der Parteien, mit dem Hasse des ganzen Volkes sank der 
Schmelzer, Leitfaden. 6
	        
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