Full text: Neuere Zeit vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Bd. 2)

§ 74. in. Der Nordische Krieg 1700—1720. 
27 
tmn Holstein (ber für feinen Schwager Karl XII. eingetreten war) Schleswig 
weg imb befetzten auch Bremen nnb Verben. Zuletzt traten beit Feinben 
Schwebens noch Hannover (unter Georg I.) unb Preußen (unter Friebrich 
Wilhelm I.) bei. 
4. Karls Keim kehr und seine letzten Kämpfe 1714—1718. Angesichts 
ber allgemeinen Notlage ging man in Schweben bereits mit beni Gebanken 
um, an Karls Stelle feine Schwester Ulrike Eleonore zur Königin zu erheben. 
Jetzt enblich verließ Karl schleunigst bie Türkei unb eilte in bie Heimat zurück 
(November 1714). Seine Ankunft erfüllte bie Schweben mit neuem Ver¬ 
trauen. Zwar vermochte Karl Vorpommern, welches ber preußische König 
besetzt hatte, nicht zurückzugewinnen. Um so besser schien sein Angriff auf 
Norwegen zu gelingen, bas er ben Dänen zu entreißen gebachte. Als er 
aber im Dezember 1718 Freberikshalb belagerte, fanb er einen jähen Tob 
burch einen Schuß, ben mutmaßlich ein gebungener Verräter aus bent eigenen 
Lager auf ihn abgegeben hatte. 
5. Iriedensschlüsse 1719—1721. Nach Karls Tobe sah sich feine Nach¬ 
folgerin Ulrike zu verlustreichen Friebensfchlüffen genötigt: 
1) Hannover erhielt bie Gebiete von Bremen unb Verben; 
2) Preußen behielt Vorpommern bis zur Peene (alfo hauptfächlich Stettin 
unb bie Obermünbung mit ben Inseln Usebom unb Wollin); 
3) Polen unter August II. behauptete feinen Länberbesitz einschließlich 
ber Lehenshoheit über Kurlanb (Stanislaus Leszczynski würbe burch 
Anerkennung bes Königstitels unb eine Gelbentschäbigung abgefunbeit); 
4) Dänemark bekam ben größeren Teil von Schleswig (unb behauptete 
Norwegen); 
5) Rnßlanb gewann bie Ostfeeprovinzen vom Finnischen Meerbusen bis 
nach Riga (Ostkarelien, Jngermanlanb, Esthlanb unb Livlanb). 
6. Mnhland nach dem Nordischen Kriege. Durch ben Ausgang bes 
Norbifchen Krieges hatte Schweben feine auswärtigen Besitzungen eingebüßt 
bis auf Finnlanb, Wismar unb bas nörbliche Vorpommern (mit Greifswalb, 
Stralfnnb unb Rügen). Statt feiner war Rußlanb in bie Stellung einer 
norbifchen Großmacht eingetreten. Peter, feit 1721 ber Große beibenannt, 
nahm ben Titel „Kaiser aller Reußen" an unb fuhr bis zu feinem Tobe 
(1725) fort, bie äußere unb innere Macht feines Staates zu fö'rbern, aber 
auch rücksichtslos alle Rechte bes Selbstherrschers zu üben. 
Peters des Großen Nachfolger. Auf Grund einer vorgeblichen Be- 
stimmung Peters wurde dessen Witwe Katharina, von Geburt eine Liv- 
länderin niedriger Herkunft, aber eine kluge und entschlossene Frau, durch ihre 
Günstlinge zur selbstherrschenden Kaiserin ausgerufen. Sie regierte, geleitet vom 
Fürsten Menschikow, der unter Peter dem Großen vom Bäckerlehrling bis zum 
ersten Minister aufgestiegen war, nur zwei Jahre (1725—1727). Unter ihren 
Nachfolgern und Nachfolgerinnen ragt besonders ihre jüngere Tochter Elisabeth 
^1741—1762) hervor, welche am Siebenjährigen Krieg als Gegnerin Friedrichs-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.