Full text: Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen

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bald brachen die Ungarn in zwei großen Haufen sengend und brennend, 
raubend und mordend in Sachsen ein. Da flüchteten die Land- 
bewohner mit ihrer Habe in die befestigten Plätze und fühlten sich 
hinter den starken Mauern wohl geborgen. Aus Mangel an Lebens¬ 
mitteln hatten sich die Ungarn in zwei Heerhaufen getrennt. Darauf 
hatte Heinrich gewartet. Zunächst warf er sich aus die an der Saale 
(bei Merseburg) hausenden Raubscharen, die unter Hunger und Kälte 
zu leiden hatten, und besiegte und vernichtete sie vollständig. Dann eilte 
er mit dem gesamten Heerbann und dem Reiterheere der feindlichen 
Hauptmacht an der Unstrnt kühn entgegen. Er ermunterte seine Krieger, 
auf Gottes Hilfe zu hoffen, und vertrauensvoll blickten sie aus das Bild 
des Erzengels Michael auf der hochflatternden Reichsfahne. Heinrich 
führte sein Heer selbst in die Schlacht, und bald trug die neue 
Kriegskunst den Sieg davon. Viele Ungarn blieben tot auf dem 
Schlachtfelde, der Rest entfloh; alle gefangenen Christen erhielten die 
Freiheit. Solange Heinrich lebte, kam kein Ungar nach Deutschland zurück. 
9. Sein Ende. Als Heinrich sein Ende nahen fühlte, ließ er die 
Großen des Reiches nach Erfurt kommen und empfahl ihnen feinen 
Sohn Otto zum Nachfolger. Die übrigen Söhne sollten die Erbgüter 
des Hauses erhalten. Bald nach diesem Fürstentage starb Heinrich 
zu Memlebeu an der Unstrnt (936). In dem von ihm gestifteten 
Kloster zu Quedlinburg liegt er begraben. Neben ihm ruht feine 
edle Gemahlin Mathilde, die in ihrem frommen, sanften Wesen und in 
ihrem wohltätigen Sinn manche Härten des geliebten Gemahls milderte. 
Heinrich I. hat Deutschland wieder einig, stark und groß gemacht. Er 
ist der eigentliche Gründer des alten Deutschen Reiches. 
B. Otto 1., der Grosje. 936-973. 
1. Wahl und Krönung. Die Sachsen und die Franken wählten 
Otto, einen Sohn Heinrichs, zum König, und die Bayern, Schwaben und 
Lothringer schlössen sich dieser Wahl an. Otto war ein würdiger Nach- 
folget; seines großen Vaters. Zur Huldigung berief er die Großen 
aller deutschen Stämme und die Bischöfe nach der alten Kaiserstadt 
Aachen. Auf dem Marmorstuhle Karls des Großen in der Säulen¬ 
halle zwischen der Psalz und dem Dome nahm er Platz und ließ die 
Herzöge durch Handschlag Treue geloben. Daraus empsing er im Dome 
aus der Hand des Erzbifchofs von Mainz die Abzeichen der königlichen 
Wurde: das Reichsschwert, den Königsmantel und das Zepter, und ließ 
sich feierlich salben und krönen. Dann begab er sich in die Psalz zurück, 
wo das Königsmahl begann. Die vier übrigen Herzöge des Reiches ver- 
sahen nach altem fränkischem Brauch die obersten Hofämter. Der Herzog 
von Lothringen war der Festordner (Erzkämmerer), der Herzog 
von Franken hatte für das Mahl zu sorgen (Erztruchseß), der 
Herzog von Schwaben für den Wein (Erzmundschenk), der Herzog 
Froning und Grothe, Geschichte. Ausg. D.
	        
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