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Während Otto in Rom zu einem Rachezuge rüstete, starb er, erst 28 Jahre
alt, und wurde in der Peterskirche beigesetzt.
D. Otto III. 983-1002.
1. Seine Erziehung und ihre Folgen. Ottos II. Sohn und Nach-
feiger, Otto III., war erft brei Jahre alt, als er in Aachen gefrönt
wurde. Seine Mutter und nach deren Tode feine Großmutter Adelheid
ließen ihn ganz römisch erziehen, und die Deutschen erschienen ihm
darum ungebildet und roh. Seine ganze Sehnsucht war Italien. So-
bald er die Regierung übernommen hatte, eilte er dahin. Doch er¬
warteten ihn dort nur Enttäuschungen. Der seine, überschwengliche
Jüngling war sehr wanfelmütig und unpraftisch. Wohin er fam, stiftete
er Verwirrung, und fo wollten auch feine geliebten Römer nichts von ihm
wissen. — Auch die Wenden, die Polen und Ungarn erhoben sich.
2. Das Jahr 1000. Beim Herannahen des Jahres 1000 ergriff die Christen¬
heit große Furcht. Man wollte wissen, daß beim Anbruche desselben die Welt
untergehen werde. Darum bereiteten sich viele durch Beten, Fasten und Wall¬
fahrten auf das Weltgericht vor. Auch Otto wurde von dieser Strömung ergriffen
und eilte ruhelos im Reiche umher, betete und fastete an heiligen Stätten, z. B.
in Gnesen am Grabe seines Freundes Adalbert von Prag. In Aachen ließ er
sich das Grab Karls des Großen öffnen und nahm einen Zahn desselben zum
Andenken mit. Dann wollte er wieder als Kaiser die Welt mit ewigem Ruhme
erfüllen. Diese ungeheuren Schwankungen und ihre unheilvollen Folgen rieben
feinen zarten Körper vorzeitig auf. —
Otto starb 1002 unvermählt im Alter von erst 22 Jahren. E?
hinterließ das Reich in großer Verwirrung.
E. Heinrich II., der Heilige. 1002—1024.
Ein frommer, fluger und tatkräftiger Herrfcher folgte ihm,
Herzog Heinrich von Bayern, der Enkel jenes Heinrich, der von
feinem Bruder Otto dem Großen wiederholt begnadigt worden war.
1. Stellung im Deutschen Reiche. Er war zunächst bemüht,
das Ansehen der Königsgewalt in Deutschland wieder herzustellen. Um
die widerspenstigen weltlichen Großen zu zügeln, begabte er die hohen
Geistlichen mit großen Gütern und wurde darum von ihnen frostig
unterstützt. Heinrich gründete das Bistum Bamberg. Wo sich ihm
Gewalt entgegenstellte, schlug er mit kräftiger Faust drein.
2. Die Wiederherstellung des Ansehens im Osten und in Italien. Die
Macht und das Ansehen des Reiches nach außen hin wurden durch ihn gewahrt.
Als der ehrgeizige Boleslaw Chrobry (d. i. der Ruhmreiche), Herzog von
Polen und Böhmen, alles Land östlich der Elbe für sich beanspruchte,
da trat ihm Heinrich so nachdrücklich entgegen, daß der Herzog den Lehnseid schwor.
Nach Italien wurden drei Züge unternommen. Auf dem ersten erwarb
Heinrich die lombardische Krone, auf dem zweiten die Kaiserkrone, auf dem
dritten wahrte er den kaiserlichen Einfluß in Süditalien.