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die Kreuz und Quere. Am wenigsten sieht man die alten erfahrenen 
Pflücker, am meisten die Kinder von einer Fundstelle zur andern 
laufen; die letzteren glauben immer noch bessere Plätze finden zu 
können, jene aber wissen, daß wenig pflückt, wer viel läuft. Nur 
selten wird eine kleine Pause gemacht, um ein mitgebrachtes Butter— 
brot zu einer Handvoll Heidelbeeren zu verzehren oder einen Schluck 
kalten Kaffees zu trinken. Nicht eindringlich genug können alle 
Pflücker ermahnt werden, nicht barfuß in den Wald zu gehen und 
ja beim Pflücken auch der Kreuzotterngefahr zu gedenken. 
Wieviel von dem einzelnen an einem Tage gepflückt wird, hängt 
ganz von seinem Fleiß, seiner Fertigkeit im Pflücken und der Menge 
der gewachsenen Beeren ab. Selbst bei mittlerer Ernte pflücken 
fleißige Kinder täglich bis zu 10 Pfund, erwachsene Mädchen und 
Frauen 20 Pfund und darüber, das ist bei einem durchschnittlichen 
Preise von 10 Pf. für ein Pfund ein Tagesgewinn bis zu 2 Mark 
und mehr. Gleich abends werden die gepflückten Beeren auf die 
Ankaufsstellen vor dem Walde oder in den Dörfern gebracht, und 
die Händler schaffen die aufgekaufte Ware, in Körben wohl verpackt, 
noch in derselben Nacht durch ihre Fuhrwerke auf die nächsten Bahn— 
höfe, um sie von dort aus in die großen Städte zu verschicken. So 
geht es Tag für Tag und Woche für Woche: Ende Juni und Juli 
ist es die Bickbeerenernte, Ende Juli und Anfang August die Krons— 
oder Preißelbeerenlese Von geringerer Bedeutung ist die gleich— 
zeitige Himbeer- und die etwas spätere Brombeerlese. Es gibt fleißige 
Kinder unserer Heidedörfer, welche sich im Laufe des Sommers mit 
dem Beerenpflücken 30 bis 40 Mark verdienen, und Erwachsene, 
deren Erlös aus dieser Nebenbeschäftigung sich in guten Jahren 
auf 80 bis 100 Mark beläuft. Der durchschnittliche jährliche Gewinn 
unserer ganzen Heidelandschaft aus ihrem Beerenreichtum beläuft sich 
auf Hunderttausende von Mark. Überdies geben allen Beerenpflückern 
der Heide die gesammelten Früchte des Waldes ihr wichtigstes Ein— 
gemachtes. Selbst in der einfachsten Mietswohnung sieht man im 
Herbste auf dem Schranke im Flur oder auf dem Bört in der Speise— 
kammer oder im Keller eine Reihe von Flaschen mit eingekochten Bick— 
beeren und einen Topf mit eingemachten Kronsbeeren, und auf dem 
Mittagstisch findet man dort nicht selten weiter nichts als Pfann— 
kuchen und Bickbeeren oder gestampfte Kartoffeln und Kronsbeeren, 
zwei gern gegessene Gerichte. 
Eigenartig ist es, daß die Kronsbeere sich auf dem Nordostgebiete 
der Lüneburger Heide, dem Entwässerungsgebiete der Elbe, fast gar 
nicht findet; ihr Hauptfundort ist der Kreis Celle. Sie liebt den
	        
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