Full text: Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen

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denn bei den meisten italischen Volksstämmen machte sich die 
Einsicht geltend, daß die Römer im Begriffe waren, sie 
alle zu unterwerfen. So erscheinen denn Samniter, 
Etrusker, Umbrer und sogar Gallier im Feld. Bei Sen- 
tlnum in Umbrien fiel 295 die Entscheidung zu Gunsten 
der Römer. (Der Opfertod des Consnls Decius Mus.) Zwar 
behielten die unterworfenen Völker dem Namen nach einige Selb- 
ständigkeit, aber in Wirklichkeit waren die Römer ihre Herren. 
4. Der Krieg mit Pyrrhus 280—275. a) Veranlassung. 
Nur eine große, mächtige Handelsstadt in Süditalien war den Römern noch 
nicht Untertan: Tarent. Es sah sich schwer bedroht, als die Römer 
schließlich auch die meisten süditalischen Griechenstädte unterworfen hatten. 
Besonders aber erbitterte es die Tarentiner, daß die Römer an der Küste des 
adriatischen Meeres im gallischen Gebiete eine starke Seefestung, Sena 
Gallica, anlegten und so ihrem Handel in diesem Meere schadeten. Als 
einst eine römische Kriegsflotte im Hafen von Tarent vor einem Sturme Schutz 
suchte, stürzten sich die Einwohner auf die Schiffe und zerstörten einen Teil 
derselben. Der römische Senat forderte Sühne für diesen Frevel. Aber die 
Tarentiner verhöhnten den Gesandten und bewarfen seine Kleider mit Kot. 
„Diese Flecke", sagte er. auf die Spuren des Kotes zeigend, „werden mit 
Blut ausgelöscht werden". 
b) Verlaus. Die Tarentiner kamen bald zu der Einsicht, daß 
sie allein dem gewaltigen Römervolke nicht gewachsen seien. Sie 
fanden Hilfe bei dem Könige Pyrrhus von Epirus. Dieser Kriegs- 
Held stammte aus der Schule der alexandrinischen Generale und hatte 
den Ruf eines gewaltigen Feldherrn. Er erschien mit einem statt- 
lichen Heere, bei dem sich auch eine Anzahl Kriegselephanten befanden, 
aber in der Absicht, aus den süditalischen und statischen Griechen¬ 
kolonien für sich ein Reich zu gründen. So gerieten denn die 
Römer zum erstenmale mit dem griechisch-macedonischen Kriegs- 
wesen in Berührung. Bei Heraklea (280) kam es zur ersten 
Schlacht. Siebenmal griffen die Römer an, prallten aber an der 
macedonischen Schlachtordnung ab. Dann ließ Pyrrhus seine Ele- 
phanten vorgehen, und die Römer wurden besiegt. Doch hatte der 
König große Achtung vor ihnen bekommen. Er soll gesagt haben: 
„Mit solchen Soldaten würde ich die Welt erobern." Jedenfalls 
versuchte er, sich mit ihnen friedlich zu einigen. Er ließ ihnen 
anbieten, die Römer sollten in Mittelitalien ungestört bleiben, 
wenn sie ihm Süditalien überließen. Aber es wurde ihm die Ant- 
wort, so lange noch einer seiner Soldaten in Italien stände, sei 
an Frieden nicht zu denken. Mit Mühe und Not siegte dann 
Pyrrhus in einer zweiten Schlacht. („Noch ein solcher Sieg, und ich 
bin verloren.") Er wollte sich jetzt wenigstens Sicilien sichern, 
wohin er von einer Stadt zu Hilfe gerufen wurde. Aber als die 
Si ilier merkten, daß er sie alle unterwerfen wollte, zwangen sie ihn 
zum Abzug. Da versuchte er es noch einmal mit den Römern.
	        
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