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sengenden Scharen. Da traf sie — wahrscheinlich bei Riade an der
Unstrut — Heinrich und besiegte sie vollständig (933). Nach der 933
ältesten Nachricht war der Kampf rasch entschieden. Spätere Nach-
richten erzählen, daß Heinrich den Mut des Volkes durch fromme,
tapfere Reden entflammte. Dann ließ er das Reichsbanner mit dem
Bilde des heil. Michael vorantragen und die Seinen mit dem Feld-
geschrei: „Kyrie eleison!" (Herr, erbarme dich unser!) auf den Feind
gehen. Grausig klang das „Hui, hui" der Ungarn. Aber deutsche
Begeisterung und Kriegskunst siegte über die Mordlust der Ungarn.
Die Mehrzahl der letzteren deckte das Schlachtfeld; die übrigen ent-
flohen voll Entsetzen; sieben Heerführer wurden mit abgeschnittenen
Ohren, Nasen und Händen, andern zur Warnung, heimgeschickt. Viele
christliche Sklaven wurden befreit. Knieend dankte der König mit dem
Heere dem himmlischen Schirmherrn. Ein Bild der Schlacht in der
königlichen Pfalz zu Merseburg sollte das Andenken an den Sieg erhalten.
6. Er stirbt gottergeben (936). Heinrich starb im 60. Lebens- 936
jähre in der Fülle des Ruhmes in seiner Pfalz zu Me ml eben an der
Unstrut und wurde zu Quedlinburg begraben. Das Hauptverdienst
dieses großen Königs besteht darin, daß er ein einheitliches deutsches
Reich gegründet hat. Seine zweite Gattin war die fromme Mathilde,
die u. a. auch in Nordhausen ein Kloster stiftete und gern hier weilte.
Sie war eine der edelsten Frauen, milde und freundlich und von
segensreichem Einfluß auf den leicht erregbaren König.
Fragen: Wie hob Heinrich das gesunkene Ansehen der Krone und des
Reiches? — Welche Bedeutung hat die Gründung der Städte? — Vergleiche
die römischen Städtegründungen in Deutschland! — Weshalb heißt er „Vogel¬
steller, Städtebauer, der Große" ? — „Heinrich der Bogelsteller" von Nep. Vogl.
40. Otto L, der Große (936—973).*)
1. Er wird feierlich gekrönt. Otto, Heinrichs Sohn, empfing
nach seiner Wahl die Huldigung sämtlicher Großen des Reiches, als er
in Aachen gekrönt wurde. Die vier Herzöge versahen beim Krönungs-
mahle die Erzämter des Kämmerers, Truchsessen, Mundschenks und
Marschalls ^), wie es seitdem üblich wurde. Der erste sorgte für
Wohnung und Bewirtung der Gäste; der zweite setzte die Speisen auf
den Königstisch; der dritte goß den Wein ein; der vierte brachte die
Rosse unter.
Otto war von stattlicher Gestalt, festen aber heftigen Charakters.
Wie der Löwe warf er seine vielen Feinde nieder, aber großmütig
verzieh er ihnen, wenn sie sich demütigten. Wegen seiner gewaltigen
Herrschernatur, seiner herrlichen Kriegsthaten und ruhmvollen Regierung
wurde er schon bei Lebzeiten „der Große" genannt.
1) Erzämter, f. S. 87, Anm. 3! —Marschall von Mar — Mähre,
Roß, und Schalk — Knecht, Diener.
*) A. Richter, Bilder für Schule und Haus. Heft „Deutsche Kaiser".
Polack, Geschichtsleitfaden. 12. Aufl. 7