— 182 —
heit, durch ihren Reichtum und durch ihr weites Gewissen („alles zur
größeren Ehre Gottes") haben die Jesuiten großartige Erfolge erzielt.
Besonders waren sie als Missionare, Beichtväter und Lehrer thätig.
Wegen seiner Herrschsucht und des vielfach schädlichen Einflusses auf
das Staats- und Familienleben wurde der Orden 1773 vom Papste
aufgehoben, aber 1814 wiederhergestellt. Jetzt sind die Jesuiten durch
ein Gesetz aus dem Deutschen Reiche vertrieben.
Fragen: Was versteht man unter „Papstchristentum" und „Bibelchristen-
tum?" Weshalb gedieh Luthers Werk? — Wie sind die Ausschreitungen der
Reformation zu erklären? — Unterschied in der deutschen und der Schweizer
Reformation! — Luthers wichtigste Schriften. — Welchen Einfluß hatte die
Reformation auf Kunst und Wissenschaft? — Welche Folgen hatte sie für das
ganze öffentliche Leben? — „Luther und Frundsberg" von Hagenbach. —
„Lutherbuche und Lutherbrunnen" von Polack. — „Luther beim Tode seines
Lenchens" von Sturm. — „Götz von Berlichingen" von Goethe.
67. Kaiser Karl Y. (1519—1556).
1. Kriege mit Franz I. von Frankreich. Der tapfere, aber
treulose Franz I. hatte Mailand durch einen Sieg gewonnen. Kaiser
Karl V. verlangte Mailand von Frankreich
zurück. Darüber entstanden vier Kriege zwischen
beiden Fürsten. Franz hatte kein Glück. Karls
Feldhauptmann Frundsberg schlug mit seinen
deutschen Landsknechten die Franzosen und
nahm bei Pavia Franz selbst gefangen.
An seine Mutter schrieb er: „Alles verloren,
ausgenommen die Ehre!" Aber auch diese
verlor er, als er nach einjähriger Haft in
Madrid die beschworenen Friedensbedingungen
brach. Die Kämpfe endigten damit, daß Karl
bis in die Nähe von Paris rückte und ihn
zum gänzlichen Verzicht auf Mailand zwang.
Auch gegen die Seeräuber von Tunis unter-
nahm Karl einen siegreichen Zug und befreite
22 000 Christensklaven.
2. Der Schmalkaldische Krieg. Karl
war auf dem Gipfel der Macht. Die Pro-
testanten weigerten sich, das vom Papste berufene Konzil zu Trieut
(1545—1563) zu beschicken. Da beschloß Karl, die protestanti-
fcheit Stände zu unterwerfen und die lutherische Ketzerei aus-
zurotten. Die Häupter des Schmalkaldifchen Bundes, der Kurfürst
von Sachsen und der Landgraf von Hessen, waren wohlgerüstet,
aber unentschlossen. Hin und her zogen die Heere an der oberen Donau,
ohne eine Entscheidung zu wagen. Der Kaiser aber that die schmal-
kaldischen Fürsten in die Acht. Da erhielt der Kurfürst Johann Friedrich
von Sachsen die Nachricht, daß sein Vetter Moritz von Sachsen,
ein Verbündeter des Kaisers, in sein Land eingefallen sei. Rasch ver-
*35. Karl V.
Nach dem Bilde Tizians.