Full text: Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen

2. Phönhien. 
1. Land und Volk. Phönizien, „das rote oder Purpurland", 
war ein schmaler Küstenstreif am Ostrande des Mittelmeeres, unfrucht- 
bar aber buchtenreich und von den 
westlichen Ausläufern des Libanon 
durchzogen. Die wichtigsten Städte 
waren Sidon und Tyrus. 
Zuletzt glich das ganze Küstenland 
einer Perlenschnur blühender Städte, 
die zu gegenseitigem Schutze ver- 
bündet waren. Die Bewohner zeich- 
neten sich durch praktischen Sinn, 
Unternehmungslust und ungemeine 
Rührigkeit, aber auch durch Genuß- 
sucht aus. 
2. Die Religion bestand in 
einer Vergötterung der Natur. 
Der höchste Gott war Baal, d. h. 
die Sonne in ihrer größten Leucht- 
und Befruchtungskraft. Die zer- 
'• ^uut- störende Gewalt stellte Moloch 
(Nach Hirts hist. Bildertafeln.) bar. jn die glühenden Arme seiner 
ehernen Bildsäule legte man junge Kinder. Astarte war die Mond¬ 
göttin; jungfräuliche Priesterinnen sollten ein ewiges Feuer in ihren 
Tempeln unterhalten. 
3. Beschäftigung der Bewohner. Der Boden lud weder zu 
Ackerbau noch zu Viehzucht ein, dagegen lieferten die Cedern Libanons 
Holz zum Schiffsbau, und die Nähe des fischreichen Meeres forderte 
zu Fischfang, Schiffahrt und Handel auf. Anfänglich hielten sich 
die Fahrzeuge nahe an der heimatlichen Küste; später wagten sie sich 
nach allen Küstenländern des Mittelmeeres; ja endlich durch die Säulen 
des Herkules^), das sogenannte Ende der Erde, in den Atlantischen 
Ocean. Der unbeweglich erscheinende Polarstern2) war ihr Führer in 
der pfadlosen Wasserwüste. Aus Spanien holten die Phönizier edle 
Metalle, aus England Zinn, aus Cyperu das Kupfer; den 
Bernstein3) von den Küsten der Ostsee tauschten sie an der Rhein- 
und Po-Mündung ein. Überall legten sie Kolonien (Ansiedelungen) 
an und tauschten die Erzeugnisse des Landes gegen die Kunstprodukte 
ihrer Heimat ein (Elfenbeinschnitzereien, Geräte aus Metall, Glas- 
waren, gefärbte Gewebe). Die mächtigste der phönizischen Ansiedelungen 
war das in der Nähe des heutigen Tunis gelegene Karthago. Mit 
dem Innern Asiens vermittelten Karawanen die Verbindung. So 
spannten sie ein Handelsnetz über alle Länder und häuften unglaubliche 
Reichtümer auf. Jesaias sagt: „Ihre Kaufleute sind Fürsten und ihre 
Krämer die Vornehmsten im Lande."
	        
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