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zerrissen wurden. Theseus nahm ihm auf dieselbe Weise das Leben.
Skiron zwang die Reisenden, auf einem schmalen Fußpfade über dem
Meere ihm die Füße zu waschen, und schleuderte sie dann mit einem
Fußtritt in die Tiefe. Theseus that ihm, wie er so vielen gethan hatte.
Prokrustes (der Ausdehner) hatte ein kurzes und ein langes Bett. Kleine
Leute reckte er so lange aus, bis sie in das große Bett paßten, große
verstümmelte er so weit, bis sie in das kleine gingen. Theseus legte
den Riesen in das kleine Bett und hieb ihm die Beine ab.
3. Der mutige Befreier. Ägeus erkannte an den Waffen in
dem jungen Helden seinen Sohn. Dieser befreite die Stadt von der
kretischen Kriegssteuer (alle 9 Jahre 7 Jungfrauen und 7 Jünglinge),
indem er den wilden Stier im Labyrinth auf Kreta tötete. Der Faden
der kretischen Königstochter Ariadne leitete ihn aus den Jrrgängen
des Labyrinths. Als er sich dem Heimatufer näherte, vergaß er leider,
statt der schwarzen Segel weiße aufzusetzen, wie er versprochen hatte.
Infolgedessen stürzte sich sein Vater Ägeus, weil er seinen Sohn tot
glaubte, von Schmerz übermannt, ins Meer, das nach ihm das „ägäische"
genannt wurde.
Fragen: Welche Eigenschaften zeigte Herakles bei seinen Thaten? — Als
Sinnbild welcher Eigenschaft gilt er besonders? (Vergl. auch den Simson
des alten Testamentes!) — Was bedeuten die Ausdrücke „Herkules am Scheide-
toege, Hydra, Augiasstall, Prokrustesqualen, Faden der Ariadne"?
8. Der trojanische Krieg.
1. Der erbitterte Kampf. An der Westküste Kleinasiens lag
Troja oder Jlion. Paris, der Sohn des Königs Priamus, miß-
brauchte bei einem Besuche in Sparta das Gastrecht und entführte
Helena, die schöne Gattin des Königs Menelaus von Sparta.
Ganz Griechenland fühlte den Schimpf und wollte ihn rächen. Unter
Agamemnons Führung versammelten sich die griechischen Helden im
Hafen von Aulis. Um von den Göttern günstigen Wind zu erflehen,
sollte Agamemnons Tochter Jphigenia geopfert
werden.1) Die Göttin Artemis aber entrückte sie
vom Opferaltar in ihren Tempel auf Tauris (Halb¬
insel Krim). In zehnjährigem Kampfe rangen die
griechischen mit den asiatischen Völkern. Der Herr-
lichste Held der Griechen war Achilles. Er zürnte
dem Agamemnon und sah darum unthätig dem Kampfe
zu. Als aber der edle trojanische Königssohn Hektor
seinen Freund Patroklus tötete, erhob sich Achilles,
grimmig wie ein Löwe. Er jagte Hektor dreimal
um die Mauern der Stadt; dann tötete er ihn nach
der tapfersten Gegenwehr und schleifte feinen Seich- ^me in Paris,
nam hinter feinem Wagen her ins Lager, um ihn
den Hunden zum Fräße vorzuwerfen. Da wagte sich der unglückliche
Priamus in das Zelt seines Feindes und bestürmte ihn so lange mit