Full text: [Teil 1 u. 2] (Teil 1 u. 2)

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in bent großen Steppengebiete ber mittleren unb unteren Wolga hatte. Hier 
lebten unsere Vorfahren in Erbhöhlen unb ernährten sich von ben Erzeugnissen 
ber Jagb, bes Fischfangs unb ber Viehzucht. Mit ihren reichen Rinber-, Schaf- 
unb Ziegenherben verließen sie jedoch balb bie alten Plätze, wenbeten sich nach 
Osten unb nach Norben, so baß sie nach unb nach nicht nur Skandinavien 
unb bie Dänischen Inseln, sonbern auch bas weite Gebiet zwischen Karpathen, 
Alpen, Rhein, Norb- unb Ostsee besiebelten. Hier verbräugten sie bie Kelten. 
Nach ihren Wohnplätzen kann man brei große Gruppen von Germanen unter- 
scheiben, bie Norb-, Ost- unb Westgermanen; bie Wasserscheibe zwischen Elbe 
unb Ober bilbete bie Grenze zwischen West- unb Ostgermanen. 
. Aus ben langen Wanberungen mußte ben Germanen bas Bewußtsein ihrer 
Zusammengehörigkeit verloren gegangen sein, benn wir erfahren, baß sie zur 
Zeit ber Römer in viele Völkerschaften zerfielen. Zu ben Westgermanen rechnen 
nur bte Friesen an ber Norbseeküste, bie Saxonen unb Angeln in 
Schleswig-Holstein, bie Sexngobarben an ber unteren Elbe, bie Cherusker 
an ber Weser unb um ben Harz, bie Chatten im heutigen Hessen unb bie 
Hermunburen in Thüringen. Zu ben Ostgermanen gehörten: Die Goten 
zu beiben Seiten ber unteren Weichsel, bie Van baten in Schlesien, bie 
Markomannenin Böhmen unb bieSurgunbionen an ber Warthe unb Netze. 
3. Gestalt, Kleidung und Wohuung. 
Die alten Germanen waren von großer, kräftiger Gestalt. Sanges, hellblonbes 
Haar wallte auf bie Schultern herab. Aus ben blauen Augen blickten Mut, 
Tapferkeit unb Freiheitsstolz. Die Kleibung war einfach; sie bestaub meistens 
nur aus einem Unterbleibe aus Leinen- ober Wollzeug, bas ben Hals, bie Arme 
unb bte Beine frei ließ. Darüber würbe noch oftmals bas Fell eines erlegten Tieres 
geworfen; auch war bei einigen Stammen bie Hofe bekannt. Die Füße wurden 
mit einem Stück Fell umwickelt. Die kleinen Kinber gingen völlig nackt; größere 
Knaben trugen Sommer unb Winter einen Lenbenschurz. Die Frauen kleibeten 
sich gern in ein weißes Gewand; für Schmuckgegenstänbe waren Männer unb 
Frauen nicht unempfänglich. 
Stäbte kannten unsere Vorfahren noch nicht; sie wohnten in Dörfern, bie aus ein¬ 
zelnen Gehöften bestanden. Diese würben in ber Regel an einer Quelle erbaut; sie 
waren von einem Zaun umgeben, bamit bie wilben Tiere nicht gleich einbringen 
konnten, bestauben aus bem Wohnhause und den Stallungen und wurden oftmals von 
einer Eiche beschattet. Die Gebäude waren aus rohen Baumstämmen aufgeführt; 
die Dächer gingen tief herab und waren mit Schilf ober Stroh bebeckt. Große 
Steine beschwerten sie, bamit ber rauhe Sturm sie nicht wegreißen konnte. Die 
Giebel waren mit Pferdeköpfen verziert. Das Wohnhaus bestaub nur aus einem 
Räume; in ber Mitte staub auf dem festgestampften Fußboden ein großer, aus¬ 
gehöhlter Stein, auf dem Tag und Nacht das Feuer brannte. Es war der Herd, 
der Ehrenplatz für die Hausfrau. Über dem Feuer hing der Kessel, in dem die 
Speisen bereitet wurden; eine Holzröhre führte nach dem Dache, sie sollte dem 
Rauche als Abzugskanal dienen. Unbehauene Holzklötze vertraten die Möbel 
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