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und Moos- oder Laublager die Betten der alten Germanen. — Die Speisen
waren einfach; sie bestanden aus Fleisch, Milch, Käse und aus einem Brei,
der aus Hafer oder Hirse hergestellt wurde. Von den Gewürzen war unseren
Vorfahren nur das Salz bekannt; sie gewannen es aus bem Salzquellwasser,
das sie über einen glühenden Holzklotz gössen und verdampfen ließen. Die zurück-
bleibenden Körnchen wurden dann abgeschabt.
4. Stände und Beschäftigung der Germanen.
Bei den Germanen gab es zwei Stände, die Freien und die Unfreien.
Nur der freie Germane trug das lange Haar, das oftmals auf dem
Hinterkopfe zusammengebunden wurde. Er besaß Hof, Haus, Äcker und Herden,
und seine Pflicht war es, den Besitz mit den Waffen zu verteidigen. Nur
er durfte zur Volksversammlung erscheinen und somit an allem, was seinen
Stamm anging, Anteil nehmen. Ans den Freien hatten sich nach und nach die
Adeligen oder Edlinge abgesondert, die vermöge ihres größeren Besitztums und
ruhmreicher Vorsahren größeres Ansehen genossen. — Zu dem Stande der Unfreien
gehörten erstens die L e i b e i g e n e n, Sklaven oder Knechte und zweitens die Halb-
freien oder Hörigen, die wieder aus den Leibeigenen hervorgegangen waren.
Die Knechte gehörten zum Besitztnme ihres Herrn; er konnte sie bestrafen, töten oder
wie eine Ware verkaufen. Als äußeres Zeichen trugen sie kurzes Haar. Die Hörigen
bewirtschafteten Haus, Hof und Äcker eines Freien; von dem Ernteertrag mußten
sie einen Teil an den Herrn abliefern, der andere Teil dagegen blieb ihr Eigentum.
Nur mit dem Stück Land, das sie bebauten, konnten sie in den Besitz eines anderen
Germanen übergehen. Sie waren also halbfreie Pächter. Mit ihren Ersparnissen
konnten sie sich freikaufen, was aber nur meistens in schweren Kriegszeiten geschah.
Nach dem Stande richtete sich die Beschäftigung. Die Sklaven mußten
den Acker bebauen und das Vieh hüten. Mit dem Hakenpfluge ritzten sie
die Ackerkrume notdürftig auf und säten dann Gerste, Roggen, Hafer und
Hanf hinein. Das Ackerland war anfangs das Eigentum des ganzen Volkes;
erst später wurde es an die Hundertschaft verteilt, und noch später bekam
jeder freie Germane ein Stück Flur als Privateigentum. Natürlich konnte jedes
Jahr nur ein Teil der Felder zum Anbau hergerichtet werden,- denn dem Ger-
manen war das Düngen noch unbekannt. Mehr Sorgfalt verwandte er auf die
Viehzucht; die zahlreichen Pferde-, Rinder- und Schafherden waren sein Stolz
und sein Reichtum. Außerdem lagen den Sklaven noch viele häusliche Arbeiten
ob, da es bei unseren Vorfahren noch keinen Handwerkerstand gab. Alle Geräte
und alle Waffen mußten von ihnen hergestellt werden. — Der freie Germane
hielt es unter seiner Würde, den Pflug selbst zu führen und die Herden selbst zu
weiden. Wenn er nicht im Kriege war, dann verbrachte er die meiste Zeit am Tage
auf der Jagd. Mutig und unerschrocken trat er den gefährlichen Raubtieren ent-
gegen, um seine Herden von den gefährlichen Feinden zu befreien. Behende
folgte er dem edlen Wilde, um für den Winter Vorrat zu gewinnen. An regel-
mäßige Arbeit konnte sich der Germane nicht gewöhnen. Viel lieber lag er zu Hause
auf der Bärenhaut, schmauste, trank und spielte mit solcher Leidenschaft, daß
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