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Übergangsbestimmung hinzu, daß für die beiden ältesten Söhne noch je 250 Morgen
von den Staatsländereien in Nutznießung genommen werden konnten. Aus
dem Überschusse sollten kleine Güter von 30 Morgen hergestellt werden,
die dann als unverkäufliches Lehen den armen Bürgern übergeben werden sollten.
Tiberius Gracchus wollte also wieder einen freien Bauernstand schaffen; die
Kluft, die sich zwischen den Großgrundbesitzern und den besitzlosen Proletariern
aufgetan hatte, sollte durch einen tüchtigen, wehrhaften Mittelstand ausgefüllt
werden. Dem edlen Volksfreunde schwebte also ein wirtschaftliches Siel vor.
Natürlich war die große Mehrheit der Reichen gegen das Gesetz, denn sie hätten
ja große Strecken ihres Besitzes herausgeben müssen. Deshalb suchte der Senat
den zweiten Volkstribun auf seine Seite zu bringen. Das gelang ihm auch, und
der Volkstribun legte tatsächlich Widerspruch gegen das Volksgesetz ein, so daß
es nicht angenommen werden konnte. Da griff Tiberius Gracchus zu einem
Gewaltmittel. Er beantragte die Amtsentfetzuug seines Kollegen, weil ein Mann,
der für das Volk kein Herz habe, nicht Volkstribun fein könne. Gracchus erreichte
feinen Zweck; der Tribun wurde feines Amtes entfetzt, und nun wurde das Acker-
gefetz angenommen. Zugleich wurden drei Männer bestimmt, nämlich Tiberius
Gracchus, sein Schwiegervater und sein Bruder, die die Verteilung der Ländereien
vornehmen sollten. Aber das Amtsjahr lies seinem Ende entgegen; um seine Tätig-
feit für das Volk fortsetzen zu können, wollte sich Tiberius Gracchus abermals
zum Tribun wählen lassen. Das suchten seine erbitterten Feinde zu verhindern.
Bei der Abstimmung über seinen Antrag kam es zu Tätlichkeiten; Tiberius Gracchus
wurde mit vielen seiner Anhänger mit Knütteln erschlagen (133).
Zehn Jahre später trat sein Bruder Caius Gracchus aus. Als er zum Volks-
tribun gewählt war, erneuerte er das Ackerg es etz seines Bruders. Zugleich suchte
er aber dasselbe zu erweitern, indem er den Antrag einbrachte, in den Provinzen
eine Aufteilung des Landes zu kleinen Gütern vorzunehmen. Dadurch wollte er noch
mehr besitzlose Proletarier zu Bauern machen und außerdem römisches Wesen
nach den Provinzen verpflanzen. Caius Gracchius hatte also ebenso wie sein
Bruder ein wirtschaftliches Ziel vor Augen. Daneben suchte er aber auch das
Volk unabhängiger von den Optimaten zu 'machen und die Macht des Senats
einzuschränken. Er setzte deshalb durch, daß die Dienstzeit der Krieger verkürzt
wurde, und daß der Staat für Bekleidung, Bewaffnung und Ernährung des
Heeres zu sorgen hatte. Auch verschaffte er den untersten Volksklassen billigeres
Brot; er beantragte das Getreidegesetz, nach dem der Staat das Korn auf-
kaufen und zu niedrigem Preise dem Volke wieder abgeben sollte. Die Macht
des Senats suchte er zubrechen, indem auf sein Betreiben die Richterwürde
in der Hauptsache den Rittern übertragen wurde. Als das Gesetz angenommen
war, rief Gaius Gracchus aus: „Mit einem Schlage habe ich den Senat zu Boden
gestreckt!" Nach diesen Erfolgen brachte der gewaltige Mann, der tatsächlich Rom
beherrschte, seinen Hauptantrag ein; er verlangte, daß den italischen Bundes-
genossen das römischeBürger recht verliehen würde. Alle Bewohner der Halb-
insel sollten das Recht haben, zu den Ämtern in Rom zugelassen zu werden. Bis
jetzt hatten die Bundesgenossen nur Pflichten gehabt. Caius Gracchus wollte