Wissenschaft und Kunst im Zeitalter des Perikles.
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Die Kleidung der Frau bestand einem viereckig geschnittenen Ge-Kleidung,
wand aus Linnen oder Wolle, das oft so lang war, daß es durch einen
Gürtel geschürzt wurde. Ging man aus. so trug man darüber einen
weiten, um den Körper geschlungenen Mantel. Auch die Männerkleidung
bestand aus einem hemdartigen Untergewand und dem Mantel.
Wissenschaft und Kunst im Zeitalter des Perikles.
§ 36. So war Athen damals die mächtigste und reichste Stadt Wissenschaft.
Griechenlands. Unvergänglichen Ruhm aber hat es sich dadurch erworben,
daß Wissenschaft und Kunst damals dort erblühten, wie sie nie zuvor
und selten später in einer Stadt geblüht haben. Dort lebte der Geschicht-
schreibet der Perserkriege, Herodot, der „Vater der Geschichte", der aus
einer Stadt Kleinasiens stammte; dort auch der einige Jahrzehnte jüngere
Thukydides, ein Athener, der unübertroffene Geschichtschreiber des
peloponnesischen Krieges. Ferner brachte Athen die drei großen Tragödien-Poesie,
dichter Griechenlands hervor: Äschylos, einen der Kämpfer in der
Schlacht bei Salamis, der den Athenern die Auflehnung des Prometheus
gegen Zeus und das furchtbare Geschick des Atridenhauses (vgl. § 12)
vor die Augen stellte, Sophokles, den Dichter der Antigene, des
Ödipus, des Aias, der Elektro, der nach der Schlacht bei Salamis in
dem Siegesreigen mittanzte, Enripides, der am Tage dieser Schlacht
geboren sein soll und u. a. die Medea, die Iphigenie in Aulis und die
Iphigenie bei den Taurern schuf. Ebenso war der große Lustspieldichter
Aristophanes ein Athener. In dem großen, dem Weingotte Dionysos
geweihten Theater, das von keinem Dache bedeckt war, und dessen Theater.
Sitzreihen rings um die Orchestra in die felsigen Abhänge der Akropolis
hineingehauen waren, wurden die Dramen am Dionysosfeste aufgeführt,
mehrere an einem Tage; auf je drei Tragödien folgte ein luftiges Satyr-
drama. Aus Choraufführungen, die zu Ehren des Dionysos stattfanden,
war das griechische Drama erwachsen; zu dem Chor hatte man zuerst
einen, dann mehrere Schauspieler hinzugefügt. Doch blieb ihre Zahl auf
drei beschränkt, die meist mehrere Rollen in demselben Stück übernehmen
mußten; sie trugen Masken und schritten in der Tragödie auf einem etwas
erhöhten Schuh, dem Kothurn, einher. Auch die Frauenrollen wurden
von Männern gespielt. Der Dichter, dessen Stücke als die besten er-
schienen, erhielt einen Preis. Auch die ärmsten Bürger konnten diese Fest-
aufsührungcn besuchen, da der Staat ihnen Geldentschädigungen zuwies.
In derselben Zeit wurde Athen durch herrliche Schöpsuugen der Bildende
Baukunst und der Bildhauerkunst geschmückt. Die Tempel, die auf der Ä"nft'
Neubauer, Geichichtl. Lehrbuch. B. II. 5. Aufl. 3