c. Sparta.
11
lichen Erziehungshäuser, worin er überaus streng gehalten wurde.
In gemeinsamen Räumen schlief er mit andern ohne Decken. Als
Streu zum Nachtlager konnte er sich Binsen oder Schils vom Ufer
des Enrotas holen. Der Tag verstrich vornehmlich in turnerischen
und militärischen Übungen; das Laufen, Schwimmen, Springen, Diskus-
und Speerwerfen wurde geübt, der Körper ward auf das äußerste
abgehärtet und ausgebildet und der Geist an unbedingten Gehorsam
gewöhnt. Die Nahrung war einfach; zuweilen gewöhnte man auch
die Knaben daran, den Hunger zu ertragen. Körperliche Züchtiguug
war häufig, und es galt dem spartanischen Knaben für eine Schande,
dabei irgend welches Schmerzgefühl zu verraten. Alljährlich fand
an einem Feste der Artemis eine öffentliche Peitschung der Knaben
statt, wobei es wohl vorkam, daß einer unter den Schlägen zusammen¬
brach, ohne einen Laut von sich zu geben.
Die geistige Bildung wurde wenig gepflegt. Die Knaben
lernten lesen, schreiben, rechnen, die Dichtungen Homers und Musik.
Sie wurden angehalten, auf Fragen kurze und treffende Antworten
zu geben (lakonische Kürze), und vor allem wurde ihnen Ehrfurcht
vor ben Älteren eingeflößt. Kein Knabe durfte sitzen bleiben, wenn
ein Älterer erschien, ober sprechen, ohne gefragt zu sein.*)
Wenn bie Knaben bann zu Jünglingen herangewachsen waren,
so würben sie eine Zeitlang als Aufpaffer über bie Heloten im Sanbe
verwenbet. Mit 20 Jahren waren sie zum Heeresbienst verpflichtet,
urtb mit 30 Jahren erhielt ber Mann seine vollen bürgerlichen Rechte
unb bürste sich verheiraten.
Auch bie Mäbchen würben zu Leibesübungen angehalten, bamit
sie bereinst kräftige Frauen unb Mütter wären, unb letztere ließen
freubig ihre erwachsenen Söhne in ben Krieg ziehen, inbem sie nur
bebacht waren, baß biese auch bes Vaterlanbes würbig seien.**)
*) Einstmals, so wird erzählt, waren in späterer Zeit spartanische Gesandte
nach Athen gekommen, die man nun auch in das Theater führte, wo ihnen Ehren¬
plätze angewiesen wurden. Schon sollte die Vorstellung beginnen, als noch ein
Greis in ärmlicher Kleidung erschien. Er suchte vergeblich in den Reihen, in
denen die Athener saßen, nach einem Platze. Als er sich aber den spartanischen
Gesandten näherte, erhoben sich diese sogleich und räumten ihm einen Sitz ein.
Hierauf riefen und klatschten die Athener Beifall. Einer der Spartaner aber sagte:
„Die Athener wissen, was sich schickt, aber sie tun es nicht."
**) Eine spartanische Mutter gab, so wird erzählt, ihrem in den Krieg
ziehenden Sohne den Schild mit den Worten „mit ihm oder auf ihm!" Und
als eine andere die Kunde erhielt, daß ihr Sohn im Kriege tapfer kämpfend ge¬
fallen sei, da klagte sie nicht, sondern sagte: „Dazu habe ich ihn geboren, damit
er für sein Vaterland zu sterben wisse."