Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte

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Bibel wurde erst nach mehreren Jahren mit vieler Arbeit und 
Mühe vollendet. 
5. Die Ausbreitung der Lehre Luthers. 
Nach der Rückkehr von der Wartburg lebte Luther unan- 
.gefochten von feinen Feinden wieder als Professor und Prediger in 
Wittenberg. Er verfaßte noch verschiedene Bücher, so den Großen 
und Kleinen Katechismus, und schuf auch eine Anzahl vortrefflicher 
Kirchenlieder. Seine Lehre breitete sich über fast ganz Deutschland 
aus. Im Norden und Süden traten die Fürsten zu feiner Lehre 
über; fie hoben die Klöster auf, schafften die Messe und die Ohren¬ 
beichte ab und führten den evangelischen Gottesdienst ein. Der 
Kaiser und die Katholiken waren von der Ausbreitung ber neuen 
Lehre wenig erbaut. Auf bem Reichstage zu Speyer (1529) 
würbe deshalb jede weitere Einführung der Reformation untersagt. 
Mit dem Beschlüsse waren die Evangelischen unzufrieden; sie 
protestierten und wurden seitdem Protestanten genannt. Auf dem 
Reichstage zu Augsburg legten die Evangelischen dem Kaiser 
ihr Glaubensbekenntnis (die Augsburger Konfession) vor; es war 
von'Melanchthon, Luthers Freunde, verfaßt worden. 
6. Luthers Familienleben und Tod. 
Im Jahre 1525 vermählte sich Luther mit der ehemaligen 
Norme Katharina von Bora; sie entstammte einem alten Adels- 
gefchlechte und war schon in frühester Jugend zum Eintritt in das 
Kloster gezwungen worden. Die Ehe war glücklich; Katharina 
war nicht nur eine treue Gattin und liebende Mutter, fondern 
auch eine umsichtige und sparsame Hausfrau. Das war auch 
notwendig, denn Luther war äußerst mildtätig und freigebig. Von 
feiner Tür ging kein Notleidender unbefchenkt. Einst kam ein 
armer Student zu ihm und bat um das Reifegeld; er hatte feine 
Studien vollendet und wollte Wittenberg verlassen. Luther war 
selber in Geldverlegenheit und konnte nichts geben. Plötzlich fiel 
fein Blick auf einen vergoldeten Becher, den ihm einst fein Kursivst 
geschenkt hatte. Schnell ergriff er das Kleinod und reichte es bem 
Bittenben. Dieser war barüber bestürzt unb konnte sich nicht 
entschließen, zuzugreifen. Da drückte der Reformator den Becher 
zusammen und sprach: „Ich brauche keinen goldenen Becher. Da 
nimm ihn, trag ihn zum Goldschmied, und was er dir gibt, das 
behalte!" — Luther war auch ein liebevoller und zärtlicher Vater; 
das hinderte ihn jedoch nicht, seine Kinder streng zu erziehen. 
Sein zwölfjähriger Sohn hatte einmal ein Unrecht begangen; da 
ließ ihn der Vater drei Tage nicht vor sich kommen und fagte: 
„Ich wollt' lieber einen toten als ungezogenen Sohn haben!" —
	        
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